Da wird von einem ganz alltäglichen Leben berichtet, gleichförmig, geordnet, aber: »Donnerstags geh' ich in die Sauna. Ein kleines Doppelleben ist besser als gar keins.«
Grosche sieht die Dinge wie durch ein Vergrößerungsglas, wenn er etwa von »einem Gang, der etwas vor sich herschiebt« berichtet. Skurril wird es, wenn er von seiner tollen Wirkung auf andere berichtet: »Wo ich hinkomme, da ist immer etwas los!« Was da so los ist, läßt sich mit Worten schwer beschreiben.
Die »Peter-Maffay-Imitation« (eine besondere Attraktion in des Künstlers Stammkneipe) besteht darin, daß Grosche auf einem (imaginären) Pferd oder Motorrad sitzt und sonst gar nichts tut. Die Überzeugung, mit der hier Langweiliges bewußt ernsthaft vorgeführt wird, läßt schmunzeln.
Ein bekannter Fruchtsirup wird als »Persiflage auf die heilige Brotvermehrung« in der »Trauerrede für eine Fruchtsaftsorte« bezeichnet; eine Bekannte »war wie ihre Marmelade, der man auch einen gewissen Mangel an Festigkeit nachsagte« - Grosche spielt virtuos mit der Sprache, dreht und wendet die Wörter (»Reliefpfeiler - kann man dreh'n, wie man will«) und erzeugt damit neben Lachen bisweilen ungläubiges Staunen.
Seine poetischen Texte strotzen nur so von skurrilen Bildern, er findet für längst »abgehandelte« Banalitäten des Alltags neue, tiefsinnig-witzige Formulierungen. Eine Beziehung, die wohl unter Begriffsstutzigkeit litt, wird unter anderem so beschrieben: »Bis wir merkten, daß wir am Küssen waren — das war eine wunderschöne Zeit.«
Mit dem Pointen-Feuerwerk anderer Kleinkünstler hat Grosches Art, literarisches Kabarett zu machen wenig zu tun: »Kleinkunst ist das Aufarbeiten von Eindrücken, die man gewonnen hat von Schicksalen um die Hausecke herum.« Die Schicksale sind für sich genommen vielleicht gar nicht so interessant; es ist die Art, wie Grosche sie behandelt, die Interesse weckt. An Grosche wird man sich kaum satthören können.
Autor: Martin Gerner
Erstabdruck/Erstveröffentlichung: Reutlinger General-Anzeiger, 13.Oktober 1987