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Samstag, 21. Februar 1998

Rick Hopkins & the Luminarios: Gebrettere mit tiefhängenden Gitarren

Eigentlich ist der Tonspion konzertmässig ganz schön abgebrüht — aber wenn einer wie Rich Hopkins kommt und fast drei Stunden lang all das bringt, was man gemeinhin mit Rock verbindet, fällt's schwer, nicht in hemmungslose Schwärmerei zu verfallen: Der Gitarrist aus Tucson/Arizona und seine traumhaft eingespielt mit ihm musizierenden »Luminarios« lieferten ein Highlight der gesamten Sudhaus«-Konzert-Geschichte. Mag sein, dass '98 auch die Rockmusik ein bißchen vermodert riecht — aber solange es solche Musiker gibt, ist das Genre noch lange nicht tot.

»Ah, ihr checkt wohl alle eure Ohrstöpsel. Leute, dafür habt ihr bezahlt!« — das neuerliche Gastspiel von Hopkins war noch ein bisschen lauter als das erste, aber auch halt auch viel besser, weil intensiver: Die Fans verfielen angesichts der Saiten-Orgien nicht nur in der ersten Reihe fast in kollektive Trance, die extrem gute Stimmung unter den vielleicht 250 Besuchern übertrug sich wiederum auf das Quartett auf der Bühne — und am Ende, als Hopkins einen hinreißend atmosphärischen Blues (»we'll play it our own way«) anstimmte, strahlten alle.

Mag sein, dass Richs kongenialer Kompagnon Mick Davis (vor Jahrzehnten einer der Motoren von »MC 5«, der allerersten »Grunge«-Gruppe der Pop-History) nicht der allerbeste Sänger ist — aber stimmiger, deftiger und packender kann man Rock-Baß eigentlich nicht spielen - und die »Sudhaus«-Version des Klassikers »Kick out the Jams« machte klar, dass der Mann zwar alt und ein bißchen verlebt aussieht, aber im Kopf jung und hellwach ist.

Die Gitarren hingen tief am Freitagabend — Hopkins und sein zweiter Gitarrist Dave Seeger loteten gekonnt wirklich alle Verzerrer-Klangfarben aus, während Schlagzeuger Rick Moe ein Stock-Set nach dem anderen zu Zahnstochern verarbeitete und es sogar schaffte, ein Trommel-Fell zu liefern.

Aber das war, wie auch das Gebrettere der anderen, wohl keine Attitüde, sondern emotionale Hitzigkeit und Intensität - und genau die machten dieses Konzert für jede und jeden, die grundsätzlich was mit dieser Sorte Musik anfangen können, zu einem Ausnahme-Erlebnis, das lange im Gedächtnis bleibt.

Zumindest bis zum nächsten Jahr, wenn Rich Hopkins und Co. wiederkommen. Rick Davis bedankte sich, sehr glaubhaft und überaus herzlich, speziell bei den Tübingern und dem deutschen Publikum im Allgemeinen: »Hier ist meine zweite Heimat!«. (-mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...