Nach Tübingen kam Abou-Khalil mit seinem »Project «; Bassist Glen Moore, der Inder Ramesh Shotham an verschiedenen Perkussionsinstrumenten sowie der Saxophonist Sonny Fortune sind sehr gut aufeinander eingespielt.
Insbesondere dann, wenn Fortune ein Melodiefragment des Libanesen aufnahm, um aus Unisono-Passagen heraus zu improvisieren, entwickelten sich musikalisch überaus spannende Dialoge von manchmal beeindruckender Intensität. Rabih Abou-Khalil betont immer wieder die frappierenden Ähnlichkeiten im musikalischen Denken von Jazzern und arabischen Musikern; tatsächlich verschmolzen in Fortunes intensivem Altsaxophon-Spiel die typischen Jazz-Elemente so sehr mit den arabischen, daß stellenweise völlig neue Klangkombinationen entstanden. Dem »arabischen Amerikaner« Sonny Fortune machte die Arbeit am Dienstagabend offensichtlich Spaß; seine Soli waren inspirierte Interpretationen der arabischen Melodien aus der Sicht eines Jazzmusikers.
Angekündigt waren eigentlich zwei Perkussionisten; daß Glen Velez, der auch Mitglied im Ensemble von Steve Reich ist, nicht mit nach Tübingen kam, tat der hervorragenden Rhythmussektion jedoch keinen Abbruch: Zusammen mit dem »Oregon«-Bassist Glen Moore trommelte Shotham über endlos wiederholte rhythmische Grundmuster äußerst virtuos und effektreich komplizierte Perkussionsfiguren.
Schließlich der Chef selbst: Außer einer makellosen Technik verfügt der studierte Musiker, der 1976 vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat in die Bundesrepublik flüchtete, über die Fähigkeit, musikalisch sehr strukturiert zu denken — ganz abgesehen davon, daß Rabih Abou-Khalil einer der wenigen Musiker ist, die es verstehen, selber durchs Programm zu führen. Vor den knapp 200 Besuchern in der Uni-Mensa tat der Oud-Spieler das mit viel Humor. Die Moderationen waren sozusagen das verbale Sahnehäubchen auf diesem musikalischen Leckerbissen! (mpg)