Samstag, 31. März 1990

Theaterhaus-Jazztage Ostern '90: Musikalische Eiersuche

Dieses Jahr haben sich die Programm-Macher des Stuttgarter Theaterhauses für ihr österliches Jazzfestival wirklich ins Zeug gelegt. Selten waren bei den inzwischen bestens etablierten Jazztagen so viele berühmte Namen in Wangen zu Gast, selten war das gebotene Programm so vielfältig.
Eröffnet werden die »Theaterhaus Jazztage Ostern '90« am Donnerstag, 12. April, ab 20 Uhr von einem Konzert des belgischen Gitarristen Philip Catherine zusammen mit Niels-Henning Oersted Pedersen am Baß und Jasper van't Hof an den Tasten. Catherine und Oersted Pedersen sind seit Jahren aufeinander eingespielt, Jasper van't Hof hat ebenfalls viel Erfahrung in kleinen Formationen — seine Duokonzerte mit Archie Shepp zeigen, mit welcher Sensibilität er auf seine Partner eingeht.
Einer der bedeutendsten Jazzpianisten der Gegenwart spielt nach dem Trio: Der Franzose Michel Petrucciani kommt mit dem Keyboarder Adam Holzman, mit Andy McKee am Baß und dem Drummer Victor Jones ins Theaterhaus. Der Gitarrist Mike Stern, der zusammen mit dem Saxer Bob Berg und Lincoln Goines (Baß) und Dennis Chambers (Schlagzeug) den ersten Abend der Jazztage beendet, war auch mal Mitglied der Miles Davis Band; dem Meister war Sterns Spielweise allerdings nicht genehm.
Der »Südpool Baden-Württemberg« — zehn der besten Jazzer des Landes macht am Karfreitag, 13. April, ah 19 Uhr den Auftakt zum zweiten Festival-Tag. Die an Ostern um die exzellente Sängerin Lauren Newton verstärkte Formation hat viele mit Preisen ausgezeichnete Musiker in ihren Reihen, zum Beispiel Thomas Heidepriem, Thomas Stabenow oder Michael Kersting. Nach der großen dann eine kleine Gruppe: Der Pianist Cecil Taylor ist fast ein Syn onym für Free Jazz, er kommt mit dem Schlagzeuger Tony Oxley nach Wangen.

»Space Music« vom exzentrischen »Sun Ra« und seinem »Omniverse Ultra 21st Century Arkestra« gibt es im Anschluß an das Duo Taylor/ Oxley. Als letzte Gruppe am Freitag ist »John Zorn's Naked City« bei den Jazztagen zu Gast. Der Saxophonist fing mit »Noise Jazz« an — inzwischen verschachtelt er in seinen collagenartig aufgebauten Stücken so ziemlich alle Stile aus Jazz, Rock, ethnischer und klassischer europäischer Konzertmusik.
Am Samstag, 14. April, präsentiert ab 19 Uhr der Landes-Jazzpreisträger Michael Kersting (Schlagzeug) seine »Batterie«: Unter anderen sind hier wieder Thomas Heidepriem und Klaus Stötter mit dabei. Exklusiv für die Oster-Jazztage hat der Schorndorfer Trompeter Johannes Faber die »Jay Jay Faher Band« zusammengestellt. Neben Fahers Frau Joyce (Gesang) sind der Stuttgarter Pianist Jörg Reiter, Bassist Dave King und Saxer Charlie Mariano mit von der Partie. Das »Archie Shepp Quartet« mit Ho race Parlan (Piano), Wayne Dockery (Baß) und Marvin Smith (Schlagzeug) tritt nach der »Jay Jay Faber Band« auf. »Steps ahead«, die Fusion-Band um den Vihraphonisten Mike Manieri, beschließt mit ihrem Auftritt das Samstagsprogramm.
Am Sonntag, 15. April, beginnt um 19.30 Uhr die Gitarristin Leni Stern mit ihrer Band. Danach dann »Samul Nori & Red Sun«: »Samul Nori« sind vier koreanische Perkussionisten; »Red Sun« setzt sich aus Wolfgang Puschnig, Linda Sharrock, Jamaaladen Tacuma und Uli Scherer zusammen. »Musikalische Synthesen« werden im Theaterhaus von dieser Gruppierung zu hören sein. Der Libanese Rabih Abou-Khalil spielt im Anschluß — zusammen mit Sonny Fortune (Sax), Glen Moore (Baß), Glen Velez und Ramesh Shotham schafft der Oud-Spieler spannende Verbindungen aus arabischer und indischer Musik und Jazztradition. Die »Mutter der Weltmusik«, Miriam Makeba, beschließt mit achtköpfiger Band die diesjährigen Oster-Jazztage im Theaterhaus.   (mpg)

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