Produziert von Richard Perry und Benny Medina plus jeder Menge Hilfsproduzenten, kommen sieben der insgesamt zehn Titel auf »My World« im hypermodernen Gewand daher. Das bedeutet, daß nicht nur im Titelsong Schlagzeug-Computerprogrammierer sich austoben durften und ganze Heerscharen von Toningenieuren an den Aufnahmen herumbastelten. Wo sich der eine Hörer über feinverteilte Studioeffekte freut und über den perfekt-sterilen High-Fidelity-Sound jubelt, mag der andere über die Unzahl von Mätzchen stöhnen — und darüber, daß der »Pianoman« Charles permanent gegen einen »Wall of Sound« ankämpfen muß.
Der Gute gewinnt natürlich, dank gewiefter Songschreiber (alle Titel sind Fremdkompositionen) und seiner auch nach 46 Karrierejahren frisch und unverbraucht wirkenden, sprudelnden Musikalität. Die läßt die Beiträge vieler bekannter Popstars, die für Charles gearbeitet haben, schlichtweg vergessen.
Eric Clapton, die Edel-Studiodrummer Steve Gadd, Vinnie Colaiuta und Jeff Porcaro drückten sich die Klinken von sechs Tonstudios in die Hand, Keyboarder Grog Phillinganes macht ebenso mit wie Ober-Rhythmusklopfer Paulinho da Costa.
Unverwechselbar und hochmusikalisch drückt Billy Preston die (Original-)Hammondorgel. Der Gänsehaut-Effekt, der sich beim Anhören alter Aufnahmen von Ray Charles auch heute noch einstellt, kommt in der aktuellen Produktion nur selten auf. Am ehesten noch in »A Song For You« von Leon Russel, »So Help Me God« oder bei Paul Simons »Still Crazy After All These Years«. (mpg)