Wäre er noch nie in der Region zu hören gewesen, dann müßte hier eine atemlos begeisterte, überaus ausführliche Konzertbesprechung folgen. Giora Feidman, der Geschichtenerzähler mit unvergleichlich zartem Klarinetten-Ton, ist aber bei den Tübinger Festivals ein regelmäßiger Gast; sein Konzert in der Stiftskirche war das dritte in drei aufeinanderfolgenden Jahren.
Der Rahmen kam einem bekannt vor: Das Gotteshaus mit rund 1300 Zuhörern nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt, der Beifall der Fans rauschend laut. Mit dabei ist auch wieder Feidmans langjähriger Begleiter am Kontrabaß, Anthony Falanga. Auf der Gitarre war Joseph Basar zu hören — Feidmann ließ dem Geburtstagskind später vom Publikum ein Ständchen singen.
Überhaupt, das Publikum: "Jedesmal, wenn ich komme, singt ihr ein bißchen besser", schmeichelt der Virtuose — und erzählt den fest und kräftig intonierenden Fans erst nach dem gemeinsamen Chorgesang, daß sie da eben »Ludwig's Music« angestimmt haben — Takte aus dem Rondo der »Pathetique« von Beethoven.
Das Schubertsche »Ave Maria« gab es ebenso wieder zu hören wie das jiddische »Dona, Dona« und später ein »Maria« von Bernstein. Der Großteil des begeistert aufgenommener Frogramms, durch das Feidmann redselig in englisch und jiddisch führte, machten natürlich Klezmer-Melodien und -Geschichten aus.
Die erzählte Feidmann auch dieses Mal mit perfekter Instrumentenbeherrschung und ebenso sicherem Gespür für musikalische Dramatik.
Seine Begleiter - vom einen wußte man's sowieso — erfüllten ihre Rolle präzise. Also war's auch am Ende des Konzerts nicht anders als sonst: Donnernder Applaus. Feidmann wird wiederkommen, ganz sicher! (mpg)
Samstag, 17. Juni 1995
Giora Feidman: Feidman erzählt
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