Es waren drei Jazzer mit sehr viel Soul-Feeling, die da gut gelaunt auf der Jazzkeller-Bühne standen. Kein bißchen »europäisch« kopflastig, sondern eben mit viel Gefühl für die Wurzeln afroamerikanischer Musik, spielte sich das Trio durch sein rhythmisch wie harmonisch sehr abwechslungsreiches Repertoire.
Das bestand fast ausschließlich aus Kompositionen des Chefs — und die sind alles andere als langweilig, verbinden fast immer verspielt mehrere Stilistiken und Stile in neuen Kompositionen.
In der »Bad Party« schälte sich schon nach wenigen Takten ein brasilianischer Samba-Groovve heraus, in »Blue« zeigte Lackerschmidt gleich zu Beginn, daß er zwar rein spieltechnisch mit vier (oder auch mal mehr) Schlegeln auf dem Vibraphon mächtig auftrumpfen kann — aber auch, daß ihm Ausdruck wichtiger ist als Virtuosität.
Und noch was unterscheidet Lackerschmidt, der in der »Mitte« mit seinen langjährigen Triopartnern Bill Elgart am Schlagzeug und dem Bassisten Rocky Knauer auftrat, von vielen anderen Jazzern Europas: Er ist — offenbar — kein Purist, sondern ein humorvoller Musiker ohne Scheuklappen: So jazzig hat der Schnee selten leise gerieselt, wie in Reutlingen, als die drei das Weihnachtslied witzig ummodelten. Und der Gospel »One More Life«, von Lackerschmidt nach einem schweren Autounfall geschrieben, verknüpft die harmonische Tradition der US-Sakralsongs mit rhythmischer Moderne.
Weil nicht nur der Bandleader mit Hirn und viel Herz spielte, sondern auch seine Mitmusiker ohne den äußeren Anschein gelangweilter Routine musikalisch ganz hervorragend agierten, war's eine runde Sache. Und Wolfgang Lackerschmidt, der jetzt zum zweiten Mal im Reutlinger Jazzclub auftrat, wird den begeisterten Applaus der Zuhörer sicher im Ohr behalten — und vielleicht wiederkommen. Hoffentlich! (mpg)