Dienstag, 23. Juli 1996

Santana: Unbestritten eine große Nummer

Der gewiss nicht schlechte Auftritt von Bluesmann Ronnie Earl und seinen »Broadcasters« bei den "Jazz Open 1996" war vergessen, als ein kleiner Mann in blauer Hose und bemaltem Hemd auf die Bühne kam. 2 700 Fans im bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Hegelsaal empfingen Carlos Santana schon mit frenetischem Applaus, bevor er seinen Gitarren einen einzigen Ton entlockt hatte.

Und tanzten dann jubelnd fast drei Stunden lang: Der US-Megastar mexikanischer Abstammung und seine atemlos machende Band brachten — nehen einigen neuen Stücken sowie einem ganz kurzen Milton-Nascimento-Zitat — alle Hits, die er im Lauf seiner fast 30jährigen Bühnenkarriere hervorgebracht hat: »Soul Sacrifice«, »Oye Como Va«, »Europa«, »Jingo«, natürlich auch »Black Magic Woman« und viele mehr.



Carlos selbst war gut aufgelegt, liess seinen unverkennbar verzerrten Gitarrenton mehr als einmal in den für ihn typischen Rückkopplungen »stehen« — und zeigte auch mit Tapping-Experimenten, dass er als Gitarrist eine unbestritten grosse Nummer ist.

Und dann diese Band: Die sechs — zum Teil langjährigen — Begleiter Santanas waren traumhaft gut eingespielt, meisterten die schwierigsten Breaks in hetzenden Tempi absolut homogen.
Und was das einzigartige Rhythmus-Trio mit Schlagzeuger Billy Johnson und den beiden Perkussionisten Karl Perazzo und Paul Rekow vorführten, liess einen nur noch staunen. Selten hat man eine so mitreissende und dabei ihre polyrhythmischen Orgien absolut perfekt spielende Rhythmusgruppe hören können: Das Highlight der »JazzOpen 96«. (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...