Der berühmte Apfel fällt in diesem Fall nicht weit vom, sondern direkt neben den Stamm: Auch Bernard Allison, der Sohn des im letzten Sommer gestorbenen Bluesgitarristen Luther, bringt nichts anderes als den Blues.
In Stuttgarts »Altem Schützenhaus«, wo der 32jährige auf seiner »Luther Allison Memorial Tour« samt Band und der netten aber unwichtigen Vorgruppe »Friends'n'Fellow« gastierte, waren Unterschiede nur im Detail auszumachen.
Auch wenn Bernard nachdrücklich betont, dass es beim Konzert nicht Luthers, sondern eben seinen eigenen, individuellen Stil zu hören gäbe, ähnelt sich dort dann vieles, wenn nicht das meiste — angefangen bei den mittelalterlichen Fans, die man so auch vor Jahren beim Trochtelfinger Konzert von Vater und Sohn sah.
So manchesmal hört sich Bernards Gitarrenspiel an, als ob Papa auf der Bühne stünde: Er hat dieselbe zupackende und rauhe Art wie dieser — selbst die Singstimmen ähneln sich. Und die knapp 300 im »Schützenhaus« werden auch auf dieselbe Art wie oft bei Luther mit rockmässiger Lautstärke und Attitüde derb beschallt.
Klar spielen bei Bernard Allison auch neuere Einflüsse, etwa des US-Funk der 70er und 80er, eine Rolle. Und seine Stücke hören sich ab und zu auch so an, als sei der eine oder andere Dancefloor-Rhythmus der letzten beiden Dekaden bei ihm hängengeblieben. Aber, hart gesagt: Eine ausgeprägt eigene musikalische Identität zeigt der in Paris lebende Musiker im Stuttgarter Konzert nicht — wenn's nicht nach Luther klingt, dann ein bisschen nach Johnny Winter oder Stevie Ray Vaughn.
Stören tut das keinen der Fans, zumal Bernards Band höchst professionell ans Werk geht und speziell die Bläser-Section mit »echten« Instrumenten sehr knackig-funkig und präzise spielt. Auffallend nur, dass der Jubel des Publikums am lautesten ist, wenn Allison junior die Songs seines Daddies — besonders authentisch klingt »Life Is A Bitch« — intoniert.
Autor: Martin Gerner
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