Donnerstag, 1. Februar 2001

Rabih Abou-Khalil: Grenzgänger

Eigentlich hatte er ja mit neuer Studio-CD auf Tournee gehen und nach Tübingen kommen wollen - aber weil Rabih Abou-Khalil es »mit mediterraner Gelassenheit« hatte angehen lassen, war die Scheibe nicht rechtzeitig fertig geworden.

Macht nix: Bei dem Oud-Virtuosen aus Beirut und Wahl-Münchner ist es eigentlich nicht so wichtig, was er spielt oder wie die Stücke heissen - der Mann könnte auf seinen Saiten mit dem gehärteten Federkiel wahrscheinlich auch »Alle meine Entchen« zum Erlebnis werden lassen.

Diesmal setzte er im restlos ausverkauften »Zentrum Zoo« unter anderem den Genuss von »Erdbeeren mit frischer Sahne« musikalisch mit wahren Teufelsritten auf seinem Instrument um, oder verlor sich in spielerischen Duo-Improvisationen mit seinem langjährigen Tuba-Partner Michel Godard.

Der ist in Tübingen ja schon bekannt - und trotzdem liess der preisüberhäufte Franzose die Zuhörer auch diesmal über die Leichtigkeit, mit der er sein sperriges Instrument zu spielen scheint, staunen.
Der syrische Rahmentrommler Nabil Khaiat ist auch seit langen Jahren Mitglied der »Rabih Abou-Khalil Group«; was er, bis auf die Hände regungslos, mit seinen zehn Fingern auf 's Fell klopfte, würde manchen Schlagzeuger mit grossem Set blass werden lassen.

Nicht aber den US-amerikanischen Drummer Jarrod Cagwin, der wie Cellist Vincent Courtois relativ neu bei Abou-Khalil ist: Der Mann ist nicht nur fit in süd-indischen Spielarten, sondern harmonierte auch prima mit Khaiat; die eng verzahnten Rhythmusexzesse dieser beiden lieferten im Verbund mit Abou-Khalils Spiel die nachhaltigsten Momente des Konzerts. (-mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...