Das »Street Life« hat sie gut überstanden: Soulsängerin Randy Crawford, einst von Keyboarder Joe Sample und seinen Crusadern bekannt und berühmt gemacht, gab bei den Stuttgarter Jazzopen ein dezent nostalgisch eingefärbtes, von den Zuhörern im Hegelsaal mit freundlich-begeistertem Beifall quittiertes Konzert.
Pralle Emotionsausbrüche waren nie die Sache von Crawford: Ihr Pop-Soul kam schon immer auf Samtpfötchen daher, schon vor zwanzig Jahren, als die Sängerin eben mit besagtem Straßenleben schlagartig berühmt wurde, machte sie leicht goutierbare Musik.
Und heute?
Crawford und ihre Musiker scheinen viel Distanz zu dem zu haben, was sie da auf der Bühne machen. Das Stuttgarter Konzert wirkt über weite Strecken aseptisch, bei »Knockin' On Heaven's Door« hat nicht nur die »dreckige« Mundharmonika des Komponisten (und Original-Interpreten) Bob Dylan gefehlt.
Der sanft angejazzte Popfunk, der da freundlich swingend von der Bühne blubbert, könnte eigentlich kaum beliebiger sein; die »Stargäste« des Abends - Bassist Slim Man und Saxofonist Michael Lipton - tun mit »obercooler« und technisch gekonnter Studioroutine wenig dazu, die Sache ein wenig verbindlicher zu machen: Wie aus dem Baukasten klingen die Versatzstücke US-amerikanischer Pop-Geschichte zusammengesetzt - da passt es auch, dass Crawford sich auf Lennons »Imagine« (na ja), den Popsoul-Klassiker »Rainy Nights In Georgia« (gut!) oder »Captain Of The Heart« verlässt: Sichere Nummern.
Vom Hocker reißt das Konzert wahrscheinlich keinen, die Takte plätschern dahin, die stellenweise verwirrt wirkende Moderation der unbefangenen und bestens aufgelegten-
Sängerin stört eher. Ganz am Schluss bekommen die Stuttgarter den Superhit von Randy Crawford - eben »Street Life« - zu hören, da legt die Band dann etwas von ihrer gelackten Professionalität ab.
Ein bisschen spät halt.
Autor: Martin Gerner
Montag, 16. Juli 2001
Randy Crawford: Soul-Jazz
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