Sein musikalischer Werdegang war reichlich ungewöhnlich; sein Spiel auf dem elektrischen Baß ist es auch: Jonas Hellborg aus Schweden ist der Star unter den jungen Bassisten.
Im Alter von acht Jahren träumte Jonas schon von einer Pop-Karriere, mit elf dröhnte er in seiner ersten Band hauptsächlich Blues, Rock und Heavy Metal. Als er mit 16 von zu Hause wegging, hatte er einen Nachbarn, der auf dem Saxophon Free-Jazz spielte und ihm die ersten Jazz-Strukturen beibrachte.
»Ich wollte mehr über Theorie wissen, aber am Konservatorium drückten sie mir einen Kontrabaß aufs Auge, und ich wollte nicht das Instrument wechseln.« 1981 spielte Hellborg auf dem Jazz-Festival von Montreux und lernte dort den Saxophon-Studio-Crack Michael Brecker kennen, der ihn nach New York einlud, und den jungen Bassisten seinen Kollegen John McLaughlin, Chick Corea und Herbie Hancock vorstellte. Hellborg ließ den Kontakt zum englischen Gitarristen nicht mehr abreißen.
Als McLaughlin anfragte, ob Hellborg nicht Lust hätte, in ein neues »Mahavishnu Orchestra« einzusteigen, war Jonas sofort dabei. Zusammen mit Billy Cobham oder auch in der Duo-Besetzung mit McLaughlin zeigte Hellborg erstmals einem breiteren Publikum, was er kann: technische Grenzen scheinen für den schwedischen Bassisten genausowenig zu existieren wie die im Ausdruck; vom lyrisch-singenden, obertonreichen Klang über kräftig zupackende, manchmal an stilistisch aufgemotzten Punk erinnerer Klänge bis hin zu einem an Jimi Hendrix' Spielweise angelehnten Stil zeigt sich Hellborg als vielseitiger Künstler.
Beeinflußt vom kürzlich gestorbenen Baß-Genie Jaco Pastorius und von Colin Hodkinson ist Hellborg heute selber ein Vorbild für Nachwuchs-Musiker. »Ich sehe mich nicht als Berühmtheit. Die meisten Stars spielen der Öffentlichkeit etwas vor. Ich habe kein Image, das ich privat ablege, ich bin doch kein Schauspieler, der sich gut verkaufen muß, sondern ein Musiker, der Baß spielt: Jonas privat und Jonas an stage.«
Das letzte Mal in der Gegend »on Stage« war Hellborg vor einem Vierteljahr im Tübinger »Zentrum Zoo«. Zusammen mit dem Keyboarder Aydin Esen und dem Schlagzeuger Kenwood Dennard demonstrierte er auf dem Doppelhalsbaß Musik der obersten Klasse und ließ so manches Mal vergessen, daß es keine leichte Gitarre, sondern ein (relativ schwerfälliger) Baß war, auf dem er seine irrwitzigen Einfälle austobte.
Allerdings — und so geht es vielen Musikern mit exzellenter Technik — besteht auch bei Jonas Hellborg die Gefahr, sich in der Technik zu verlieren: Atemberaubendes Tempo und vertrackte Griffe machen allein noch kein gutes Stück.
Jetzt kommt Hellborg wieder nach Tübingen; diesmal aber ohne Kollegen. (mpg)
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