Wer Erwin Lehn kennt, weiß, daß dessen Bands immer Exaktheit mit ansprechenden Klängen verbinden. Das war auch so, als der Chef des Südfunk-Tanzorchesters mit der 18köpfigen Bigband der Stuttgarter Musikhochschule wieder einmal in der Reutlinger Listhalle gastierte. Die war nicht ganz so voll wie beim letzten Gastspiel vor drei Jahren; 300 Besucher freuten sich an dem immer swingenden zweistündigen Programm.
Die Titel des Konzerts waren natürlich weit von der Avantgarde entfernt: Der alte Judy-Garland-Schmachtfetzen »Over the rainbow« war zu hören, Dizzy Gillespie's überall bekannter Standard »A night in tunisia« oder »Strike up the band«. In einer Schul-Formation wie dieser geht es darum, jungen Instrumentalisten eine Möglichkeit zum Spielen zu gehen, ihr Gehör, Ensemblespiel und technische Fertigkeiten zu verbessern. Die Stuttgarter haben in dem jugendlich wirkenden Lehn einen ausgezeichneten Lehrer und Big-Band-Leader. Er hat die Truppe zu heachtenswerter technischer Präzision gebracht, ohne die Frische, mit der die Musiker spielen, zu verlieren.
Beobachter der regionalen Jazzszene wissen auch um die Sprungbrett-Funktion dieser Bigband: Hier hört man immer wieder ausgezeichnete Instrumentalisten, die später unter eigenem Namen bekannt werden. Der Trompeter Claus Stötter, vor zwei Jahren Solist beim Reutlinger Gastspiel der Musikhochschul-Band, ist heute mit eigenen Formationen oder auch im »Südpool«-Ensemble einer der beachtetsten jungen Musiker Baden-Württembergs.
Vielleicht hört man demnächst mehr von dem Pianisten Martin Schlierf, der in »The Song is you« oder »Gentle an my mind« vielversprechende Soli spielte. Hören wird man mit Sicherheit auch von dem exzellenten Posaunisten Arno Herrmann oder dem gewandt und flüssig phrasierenden Trompeter Bernd Marquardt. Dessen Soli über »A night in tunisia« ließen das etwas abgegriffene Stück in neuem Glanz erstrahlen.
Als Gastsolist glänzte Karl Farrent mit wunderbar samtigem Flügelhorn-Spiel. Farrent arbeitet sonst in Erwin Lehns Tanzorchester. Nicht so begeisternd war dagegen der Gesang von Anke Sieloff bei vier Titeln, darunter der »Cabaret«-Song »Maybe this time« oder der Titel, mit dem einst die große Ella Fitzgerald ihre Karriere begann, das Kleinmädchen-Lied »A tisket, a tasket«.
Das Publikum freute sich sichtlich über diese gut geölte Swing-Maschine und honorierte das erfrischende Konzert mit viel Applaus. (mpg)
500 von 5000
In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...
-
»Wer zum Teufel ist Axl Rose?« flachste ein bestens aufgelegter Wolfgang Niedecken, »wir haben Axel Büchel.« Widerspruch kam unter den rund ...
-
Eine Parodie des Clownseins, der Besuch einer Freundin, eine hinreißend komische Einrad-Nummer und noch einiges mehr bot der Clown Georgo Pe...
-
So ausdauernd waren die Tübinger Brasil-Fans schon lange nicht mehr: Bei der Afro-Brasil-Party war das »Foyer« selbst nachts um vier auf all...