Mehr als 2 500 Besucher drängelten sich am Freitagabend in der Tübinger Uni-Mensa auf der Morgenstelle. Die Reggae-Musiker von "lnner Circle« waren in der Stadt, und weil eben diese Band mit dem Titel »Sweat« einen momentan dauernd im Radio gespielten Hit hat, kamen wohl so viele.
Das, was die sechs von »Inner Circle« knappe eineinhalb Stunden auf ihren Instrumenten spielten, war — auch an Vergleich zu anderen Reggae-Konzerten in der Unistadt — jedoch nur mittelmäßig einfallsreich — aber handwerklich solide gemacht und daher für die Fans das Eintrittsgeld wert.
Leadsänger Carlton Coffie und seine von einer rhythmisch ungewohnt genauen Lichtshow beleuchteten Kollegen setzten auf eine tichere Karte und spielten die Songs ihrer aktuellen Platte. »Bad to the bone«, »Rock with you«, »Looking for a better way« oder eben der Hit »Sweet« kamen als exakte Kopien der Studioversionen aus der exzellenten Verstärkeranlage auf der Morgenstelle.
Damit enttäuschten die Musiker eingefleischte Reggae-Hörer — und begeisterten die vielen jungen Fans ganz normaler Popmusik. Nicht nur daran, daß kaum Jamaikaner zuhörten, merkte man, daß »Inner Circle« vor allem den Radiofutter-Popmarkt bedient: Die Stimmung in Teilen des Publikums war genauso aggressiv, dumpf und intolerant wie auf anderen Popveranstaltungen auch, von einem Solidaritätsgefühl unter Musikern und Zuhörern, wie es oft auf Reggae-Jams zu spüren ist, war nichts zu bemerken.
Während oben auf der Bühne Carlton Coffie Bob Marleys »People get ready« und »One Love« — eine Aufforderung zum humanen Miteinander — intonierte, rempelte unten mancher Hörer seine Nachbarn pöbelnd an.
»Na ja — der Baß hat mal wieder ordentlich gerummst«, meinte ein enttäuschter und desillusionierter Reggae-Fan nach dem Konzert. Wenigstens ein bleibender Eindruck für den Mann. (mpg)
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