»We're only in it for the money - wir tun's nur wegen Geld« sangen die »Mütter der Erfindung« um Ex-Bürgerschreck Frank Zappa in den 60er Jahren. Den Satz haben die damals chronisch Erfolglosen ironisch gemeint, und er stand in krassem Gegensatz zu der liebevoll bearbeiteten und äußerst anspruchsvollen Musik.
Der kanadische Gitarrist Jeff Healey spricht in fast jedem Interview vom großen Geld — und daß er unbedingt noch mehr davon haben will, ist seiner aktuellen Platte »Feel This« auch anzuhören. Bei elf der insgesamt 14 Stücke fragt sich der Bluesfan ernsthaft, wo und was es da zum Fühlen gibt: Perfekt gespielt in den Arrangements, reiht sich ein Titel an den anderen.
Nur einmal, im Hip-Hop-Rap-Rock »If You Can't Feel Anything Else«, brechen Jeff Healey und seine Musiker Joe Rockman und Tom Stephen an Baß und Schlagzeug tausendmal gehörte Klischees auf, wagen sich auf ein kleines Fleckchen musikalischen Neulands. Ansonsten: konservierte Langweile allenthalben.
Mit Blues hat das neue Jeff Healey-Werk nur von der äußeren Form der Einzeltitel her zu tun. Äusserst undynamisch, krachig und laut, fast mit der Attitüde eines Schwermetallers, spielt Healey seine Solos. Was nützt es, daß der blinde Gitarrist seine horizontal vor ihm liegende Klampfe mit superber Schnelligkeit bearbeitet? Seine Linien ähneln sich fast so stark wie die Harmonien der Songs.
»Nach der letzten Tour waren wir alle ziemlich ausgebrannt«, diktierte Healey kürzlich dem »Fachblatt« in den Interviewblock, »uns allen wäre es egal gewesen, wenn wir in den nächsten tausend Jahren kein Studio und keine Bühne mehr hätten sehen müssen.« In Ludwigsburg, wo er kürzlich auftrat, hatte Healey seine Lustlosigkeit immer noch nicht überwunden. Und mit jedem Hören wird klarer, daß da einer offensichtlich nur Geld verdienen will. (mpg)
Montag, 1. März 1993
Jeff Healey: Plastik-Blues fürs liebe Geld
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