Hausmeister Thomas D. , SMUDO, DJ Hausmarke und Manager Andreas »Bär« Lasker reden im Eilzugtempo und sichtlich hochmotiviert über die »Vierte Dimension«, ihre neue Platte.
»Andi konnte nicht kommen, weil der noch wie ein Verrückter Software für die Live-Show programmiert« - DJ Hausmarke entschuldigt den »Rhythmuspräsidenten«. SMUDO, der spielerisch-gewandte Wortführer des quirligen Quartetts: »Am 23. Dezember wollen wir in der Schleyerhalle auch vor Publikum in eine neue Dimension einsteigen. Wir gehen weg von fertigen DAT-Bändern und spielen alle Samples live.«
Beim Konzert der »Fantastischen Vier« wird's auch Videobilder des Stuttgarter Filmkünstlers Zoran zu sehen geben - und einen Live-Drummer. Florian Dauner, hochmusikalischer Nachwuchs von Jazzpianist Wolfgang, wird die abgefahrenen Grooves der »Vierten Dimension« spielen. Thomas D: »Wir haben uns -zig Schlagzeuger angehört. Daß Florian den Job macht, war Zufall und hat nichts mit seinem Vater zu tun. Er war einfach am lässigsten und besten, hat ja auch schon enorme Live-Erfahrung.«
Daß sie einen zusätzlichen Schlagzeuger fürs Stuttgarter Konzert engagiert haben, bedeutet nicht, daß die »Fantastischen Vier« irgendwann mal »unplugged« Musik machen: »Wir collagieren nach wie vor mit Samples.«
Und wie: Auf der »Vierten Dimension« setzen die vier ein vielschichtiges und sehr buntes Bild zusammen, schicken den Hörer auf eine abwechslungsreiche Reise, die musikalisch wie textlich überzeugt.
»Unkompliziert expandiert dein Geist, unisoliert / Das heißt, wenn Du ihn befreist von dem was ihn drangsaliert / Mit dem er kollidiert, was ihn infiziert und ihn dann blockiert«...die Botschaft der »Fantastischen Vier« ist ein ebenso eindringliches wie argumentativ geschicktes Plädoyer für die Individualität. Egal, ob bei »SMUDO schweift aus«, »Ganz normal« oder der ersten Single-Auskopplung »Zu geil für diese Welt« - das Anliegen der vier zieht sich wie ein roter Text-Faden durch die CD.
»Die Fantastischen Vier« verdeutlichen den Kantschen Imperativ frei nach dem Motto: »Was Du nicht willst, daß ich Dir tu, das füg' auch keinem and'ren zu«. Wer solche Texte schreibt, braucht kein Stargehabe. Im Gespräch sind die Musiker direkt, witzig, schlagfertig und scheinen offen. »Viel hat sich nicht geändert: Früher hatte ich kein Geld für neue Autoreifen, heute hab ich's - aber keine Zeit mehr. Unsere Probleme sind im Prinzip dieselben geblieben«, sagt »Bär«.
Und Hausmarke wundert sich, daß »bei mir abends noch nie ein Groupie auf dem Hotelbett gelegen hat«. Thomas D. hat den einen Arm liebevoll um seinen Kumpel gelegt, zwirbelt mit der freien Hand die drei Karotten, die seine Frisur darstellen und meint, er vermisse es schon, »wenn die Mädchen - wie in London passiert - mal nicht sofort diesen Blick kriegen, wenn sie mir begegnen«. Er ist sich aber sicher, daß die Band auch nach eventuellen Mißerfolgen zukünftig kompromißlos ihren eigenen Weg geht.
Individualität ist auch musikalisch in der »Vierten Dimension« angesagt: Sixties-Sitargewimmer mischt sich mit psychedelisch bearbeiteten Beats und esoterischen Tönen aus der Cheopspyramide, bodenständige Tanzbodenkost trifft auf ausgefeilte Zitate der Soul-Essenz der 70er Jahre.
Mit dem Gitarristen Armin Sabol haben die vier gejammt, mit den berühmten »Kick Horns« ebenfalls. Schnipsel aus diesen Sessions geben dem lässigen »Tag am Meer« einen Bill-Withers-Touch und manch' anderem Stück ein erdiges Rhythm 'n' Blues-Flair. Dazu kommen wirklich abgefahrene, hochkomplexe Klangcollagen vom »Rhythmuspräsidenten« und jede Menge Samples aus Filmen - sogar HAL 9000 (Filmfreaks wissen schon . . .) quakt auf der »Vierten Dimension«. (mpg)