Diese Musiker waren einfach Spitzen-Könner auf ihren Instrumenten: Randy Brecker blies ein Stück lang inklusive gutgesetzter Ausrutscher exakt Miles Davis, sein Bruder Michael klang am Tenorsax wie Kenny Garrett, und Dean Brown lieferte an der Gitarre eine glaubhafte Kopie von Mike Stern.
Die »Brecker Brothers Band« - neben den Genannten noch der selbst in diesen Höhen herausragende Drummer Rodney Holmes, Keyboarder George Whitty und Bassist James Genus - hatte bei ihrem Tübinger Gastspiel einfach jeden Stil drauf. Am Anfang klang's nach den frühen »Level 42« später kam ein bißchen Grover Washington-Weichgespüle dazu, Anklänge an Jazzrock-Kindertage satt. Die Zuhörer im proppenvollen »Foyer« applaudierten begeistert: Das war einfach perfekt.
Perfekt langweilig: Die beiden Ober-Studioprofis Randy und Michael und ihre ebenso routiniert dreinschauenden Mitmusiker gingen auf Nummer sicher und führten nur Eingängig-Bekanntes vor. Damit kann man leben - auch wenn es solche perfektioniste Jazzrock-Ästhetik schon massenweise auf Platten gibt und Musiker mit solch exzellentem Ruf schon ein bißchen mehr bringen dürften als cool-routinierte Nostalgie.
Wenn aber wie über weite Strecken des fast zweieinhalbstündigen »Foyer«-Konzerts die konzertante Perfektion jeglichen emotionalen Ausdruck überdeckt, wenn die Musiker mit einem Gesicht spielen, als öde sie ihre Arbeit entsetzlich an, ist das musikalische Ergebnis belanglos. Schon vergessen. (mpg)
Dienstag, 7. Juni 1994
Brecker Brothers: Jazzrock-Aufguß
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