Der gute Leseonkel kommt braungebrannt aus Jamaika, einen Krimi hat er mitgebracht. »Ein Krimi muß eigentlich noch besser als ein normaler Roman geschrieben werden«, ist Peter-Paul Zahls Erkenntnis. An der läßt er die knapp zwei Dutzend Lesungsgäste im Reutlinger Fetzer-Buchladen genauso teilhaben wie an seinen Skrupeln. Er habe schon Probleme gehabt, aus der »Ich«-Perspektive über schwarzes Leben zu schreiben. Seine Freunde seien aber sicher gewesen, daß der fremde Blick eher das Jamaica-Bild kläre denn verfälsche...
"Der schöne Mann" ist ein ganz besonderer Krimi. Ein soziologisch fundierter und sehr lehrreicher Bildungsbürger-Detektivroman sozusagen — mit genau der richtigen Prise Slang und »street talk« als Echtheitsbeweis. Der Tote steht am Anfang fest und dann klärt Fraser in aller Gemütsruhe den Mord auf.
Der ruhige Fluß der Ermittlungen im Geflecht aus kriegerischer Parteipolitik und Drogenbanden zieht sich 150 Seiten lang hin. Der Leser erfährt viel über das Anders-Sein Jamaikas; Zahl schildert präzise, farbig und detailliert das Lokalkolorit. Dazu erfährt der Leser jede Menge über Vergangenheit und politische, soziale und musikalische Gegenwart Jamaikas und bekommt ein Glossar noch gratis dazu!
Bei aller Genauigkeit der Schilderungen fehlt jedoch was ganz Entscheidendes: Spannung. »Ich will soviele Jamaika-Krimis schreiben, wie das Land Bezirke hat«, sagt Zahl. Die Ankündigung klingt nach Buchlektüre und Lesung im Fetzer-Laden doch eher drohend nach.
Der Abend selbst war, weil Zahl mit nahezu ausdrucksloser Stimme vorlas, noch dröger als sein Buch.
Autor: Martin Gerner
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