Mercury kam zum Festivalabschluß - das absolute Highlight der diesjährigen Marktplatzkonzerte des »Internationalen Tübinger Festivals« vom »Zentrum Zoo« lieferte Edson Cordeiro aber schon vorher.
Der langmähnige Sänger lieferte mit fünf exzellenten Begleitern ein Konzert, wie es so vielseitig von einem Brasilianer in Tübingen noch nicht zu hören war. Mit einer schwerelos klingenden Stimme sang er sich in die Herzen vor allem der Besucherinnen - und er machte mit viel gestischer Theatralik seinen Auftritt zu einem Drama.
Im Falsett sang er ohne Fehl und Tadel die Habanera aus »Carmen«, ging nahtlos zu einem lasziven Blues über. Die »Naturträne«, einst ein Paradestück von Nina Hagen, kam vokaltechnisch ebenso sauber wie das Original (!) - und in deutscher Sprache.
Amerikanischen Sixties-Rock hatte Edson Cordeiro, dessen Bühnenpräsenz seine Begleiter fast in der Wahrnehmung verschwinden ließ, ebenso im Repertoire wie den der Gegenwart: Ganz am Ende gab's ein »Kiss« von Prince a cappella.
Wie bei dem Multi-Musiktalent aus Minneapolis nervt auch Cordeiros Stimme in hohen Lagen kein bißchen. Damit nicht genug der Parallelen: Edson spielt ebenfalls mit seiner Ausstrahlung und den Publikumserwartungen, ist ein präziser Tänzer.
Die Zuhörer auf dem Marktplatz waren hin und weg von der Show Cordeiros. Das Tübinger Festival hatte - trotz der Absage der ursprünglich vorgesehenen Superstars Caetano Veloso und Gilberto Gil wegen eines fast zeitgleichen New Yorker Konzerts - mit diesem Auftritt seinen »magic moment«. (mpg)