Außergewöhnlich aber auch, weil der »Hölderlin Express« (dieser Name!) unter dem selbstgewählten Etikett »Free Folk« Musik macht, die sich jeglichen Kategorien entzieht.
Bretonische und keltische Themen, mittelalterliche Klänge, Rock und Jazz-Feeling, Balkan-Grooves —- nahe am Stil der frühen »Dissidenten« - und meditativ Angehauchtes, tradierte Volkstanzweisen und »Ethno-Pop«-Elemente vermischen sich bei dieser Band nicht zu einem belanglosen Einheitsbrei, sondern zu einem unverwechselbaren und wirklich einzigartigen Gruppenklang.
Daß der live im »U3« genauso geschlossen und perfekt an die Ohren der nur rund 60 Besucher kam wie auf dem gerade erschienenen, rundherum empfehlenswerten CD-Debüt (Akku-Disc 3025), liegt an der großen instrumentalen Versiertheit der einzelnen Bandmitglieder.
Elke Rogge an der elektroakustischen (!) Drehleier, der »Tübinger Teufelsgeiger« Olaf Kraus (auch auf einer in Klang und Optik futuristischen Elektro-Version), der rhythmisch mitreißende Gitarrist Jorgen W. Lang und der Reutlinger Perkussionist Ralf Gottschald boten alle einen Ohrenschmaus.
Und weil die vier viel zu reife Musiker sind, um sich wegen Profilierungs-Neurosen gegenseitig auszustechen, weil sie ihren Mitmusikern zuhören und Platz lassen, ist der »Hölderlin Express« als Ganzes eben viel mehr als die Summe der Einzelleistungen.
Der feine Konzertsound von Tonmischer Jochen Bruche stand den feinziselierten, im weltweit gerühmten Ludwigsburger Tonstudio Bauer aufgenommenen CD-Tönen kaum nach - und tat so ein übriges, um dieses Konzert zu einem Erlebnis der Extraklasse werden zu lassen.
So war der Beifall bei diesem Konzert einer regionalen Band, die im internationalen Vergleich prima dasteht, besonders laut: Auch die Begeisterung des Publikums war bei den anderen Abenden der städtischen Sommer-Reihe nie so heftig. Zu Recht. (mpg)