Keine vier Songs dauerte es, bis das verwöhnte Publikum in dem gut gefüllten Szene-Treff trotz brüllend lauter Tonabmischung ganz nach vorne kam — und dort bis weit nach Mitternacht auch begeistert applaudierend weiter schwitzte.
Der im Süddeutschen der Liebe wegen hängengebliebene Gitarren-Virtuose Jeff Mezzrow, der ebenso virtuose wie begleitend sensible Bassist Rick Kolow und der geradlinig zupackende Drummer Steve Hart sind — keine Frage — routinierte Clubmusiker, die es aus dem Effeff verstehen, ein Publikum in Schwung zu bringen. Die Begeisterung einer immer größer werdenden Fangemeinde auch »daheim« in Boston/USA wäre aber nicht so groß, wenn Party-Fähigkeiten alleine dastünden.
Jeff Mezzrow zeigte sich nicht nur als kommunikationsfreudiger Showman, der im Publikum Soli spielt — sondern in erster Linie als extrem vielseitiger und dabei stets ausdrucksvoller Gitarrist und als ein »Singer/Songwriter« im klassischen Stil.
Mezzrow vereint die Songschreiber-Qualitäten eines Jackson Browne mit denen eines frühen Bruce Springsteen, kann mit seiner Stimme Rock- und Bluesfeeling erzeugen und auch echten Soul singen — und ist auf der Gitarre ein Meister sämtlicher Rock-Spielarten. Zwar rutschen seine Finger öfters schneller als man zugucken kann über das Griffbrett. Aber wie bei Stevie Ray Vaughan ist Mezzrows Virtuosität nicht Selbstzweck, sondern Werkzeug seiner musikalischen Sprache.
Die umfaßt knallharten, fast schon punkigen Rock ebenso wie zarte, verhaltene Balladen, schnelle Rock-'n'-Roll-Tanznummern ebenso wie Südstaaten-Soul.
Und über allem steht der Blues: Mal klassisch rudimentär, mal Chicago-like und oft heftig rockend spielt und singt ihn Jeff Mezzrow. Überzeugend »echt« und ohne Attitüde, so charismatisch, daß man darüber seine gewiß nicht schlechten Mitmusiker vergißt. Die hatten mit ihrem überzeugenden und engagierten Spiel an diesem hervorragenden Konzert großen Anteil. (mpg)