Eine Offenbarung in Sachen Jazzfunk war das »Defunkt«-Konzert im Tübinger »Foyer« nicht gerade — die New Yorker Truppe um den Posaunisten Bowie ist seit Jahren Dauergast im »Zentrum Zoo«-Programm. Außerdem brauchten der drahtige Chef und seine Mitmusiker diesmal ziemlich lange, bevor aus einem vergleichsweise laschen Allerweltskonzert eine — ebenfalls vergleichsweise lasche — Funk-Party wurde.
Mal von der langen Anlaufzeit der Musiker abgesehen (sie spielten die erste halbe
Stunde alles andere als »auf den Punkt«), war's eine solide Sache: Die Songs des letzten Defunkt-Studioalbums »Cum Funky« bringen die derzeit sehr beliebte »Crossover« genannte Mischung aus Heavyattitüde und afroamerikanischem Feeling; aus knallhartem Rock und ebenso kompromißlosem Funk.
Und Joe Bowie, der bei diesem Tübinger Gastspiel selbst nur selten zum Instrument griff, hat das Platten-Material überarbeitet — der sowieso schon hitzige Titel »Sexy Lover« beispielsweise kam mit brachialstem Gitarrendonner über die »Foyer«-Bühnenrampe.
Hörenswert waren neben den raren Soli des »Defunkt«-Chefs auch besonders das, was das gut eingespielte Rhythmus-Duo an Schlagzeug und Baß spielte: Kaum zu hören dagegen die Linien der Sängerin, die ihr Programm im Vergleich zu der Erinnerung an das 93er-Konzert kraftlos und nicht sonderlich intonationssicher bewältigte.
So hielt sich der Applaus der rund 200 Besucher in Grenzen; richtig Bewegung im Funk-Völkchen kam nur bei »Defunkt«-Oldies wie »Illusion« und gegen Ende auf. Zwei Stunden hat's gedauert, und »Tübingen war das beste Publikum, das wir hatten«. Von ihrer Bestform waren »Defunkt« diesmal ziemlich weit entfernt. (mpg)
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