Zwei sehr unterschiedliche Reggae-Veranstaltungen gab's in Tübingen. Das »Sudhaus« hatte zur Tanzfete mit dem Hamburger »Silly Walks Soundsystem« samt Gastauftritt des Kölner Toasters »Gentleman« eingeladen.
Mal abgesehen davon, daß die beiden Plattenleger mit satten 110 Minuten einen neuen »Sudhaus«-Verspätungs-Rekord aufstellten und dann auch eher »Schleicher« denn »Fetzer« auflegten - der »Gentleman« wäre nur schweigend ein Gentleman gewesen. Zwischen gutturalem Grölen und arhythmischem Silbengesprudel war seine »Performance« angelegt; zumindest bis zum Ende der Geisterstunde ließ das die Anwesenden völlig kalt.
Begeistert, ausgelassen und teilweise geradezu frenetisch reagierten die Tübinger Reggae-Fans tags darauf beim »Macka B.«-Konzert auf die sauber gespielten »Riddims« der »Robotniks«.
Begleitband und Sänger waren schon öfters in Tübingen mit wechselnder Qualität und Resonanz zu Gast; dieses Mal hörten die rund e 800 Besucher ansprechenden Roots-Reggae mit dezenten »Lovers Rock«- und »Dub Reggae«-Anklängen.
Und einen Chef, der textlich mehr als die Genre-übliche »Babylon must fall!«-Prophezeihung 'rüberbrachte. »Macka B.« wetterte gegen Rassisten aller Couleur (»Gehören in Sicherheitsverwahrung«), stöhnte in einem zynischen Text über die Steuerbelastung in seiner Heimat England — und empfahl in »Support Them« den Reggae-Fans, die Musiker nicht erst nach ihrem Tod in den Star-Himmel zu hieven, sondern sie eben zu Lebzeiten zu unterstützen.
Die vier »Robotniks« — eine der meist-beschäftigten »Backing Bands« Englands — spielten wie gewohnt routiniert, »Ariwa«-Labelchef und -Produzent »Mad Professor« stand am Mischpult und steuerte sparsam »Dub«-Effekte bei. Ein gelungenes Konzert vor überraschend jungem, offensichtlich »nachgewachsenem« Publikum. (mpg)
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