Und legte nach einer ebenso fachkundigen wie liebevollen Einführung von Horst Giepen in seiner persönlichen und direkten Art los: Ob in einer verrauchten Kneipe (wie sonst meistens) oder jetzt eben im fast schon sakral-steifem Ambiente: Wilkie schafft es in Null Komma nichts, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Dabei kamen ihm wieder mal seine erzählerischen Qualitäten zugute — und sein wohl angeborener knochentrockener Humor sowieso: In der Anmoderation von »Bungalow in Bermuda«, wo's im Text zungenbrecherische Konsonanten-Reihungen zu bewältigen gilt, meinte Wilkie: »Ich muß das langsamer spielen — wenn's zu schnell ist, kommen die Zähne 'raus«.
Die Folk-Legende, die auch deutschen Liedermachern und Musikern — Hannes Wader oder Reinhard »Frederick« Mey, um nur zwei zu nennen — den Weg bereitete, spannte rund zwei Stunden lang ständig witzelnd den Bogen von sehr persönlichen Liebesliedern bis hin zum globalen Problem der Umweltzerstörung im Song »Tree Museum«. Beim Stichwort »Waldsterben« meint Colin: »Als ob wir nicht genug Probleme hätten . . . Es gibt ja schon Aids und die Kelly Family . . .«
Solche Frotzeleien, die bilderreichen Liedtexte und das muntere Fingerpicking Wilkies' auf der Gitarre lockerten im Verbund mit Mitsing-Aufforderungen die Atmosphäre schnell auf. Auch wenn die Begeisterungsrufe fehlten — der Applaus für 'Colin Wilkie in der »Glocke am Fusse der 'Alb« war genauso laut wie in einem Folk-Club.