Wer sich jetzt von vergangenen Konzerten des Avantgarde-Musikers in der Neckarstadt auf allerlei wilde, plakative Schrägheiten eingestellt hatte, musste umdenken. Baron und seine beiden Mitspieler — Joshua Roseman an der Posaune und der improvisatorisch glänzend aufgelegte Ellery Eskelin — präsentierten sich nämlich kammermusikalisch leise, unverstärkt akustisch »pur«, und vor allem mit viel Soul.
Immer wieder zogen sich lange Passagen in verschiedenen Stilistiken der afroamerikanischen Popmusik der letzten vierzig Jahre wie ein roter Faden durchs Programm. Das war dann von der harmonischen Seite her betrachtet nicht unbedingt »Jazz«, was der ständig witzelnde Chef und seine ebenbürtigen Kollegen spielten - eher manchmal schon Funksoul im Geist von Curtis Meyfield oder Rhythm 'n' Blues: Spaß gemacht hat's trotzdem.
Und wie Baron sein unglaubliches Talent, in ein paar verschiedenen Metren gleichzeitig zu denken, an seinem kleinen Schlagzeugset intelligent und vital umsetzt — das ist immer wieder einzigartig mitzuerleben.
Auch bei diesem Konzert, das wieder von Adrienne Riethmüller privat veranstaltet wurde, reagierte das Publikum wie üblich: Heftiger Applaus. (mpg)