Der Mann hat Charisma: Louisiana Red, die amerikanische Folkblues-Legende, gastierte zusammen mit dem Reutlinger Trio »Blueskraft« am Wochenende zweimal im »Jazzclub in der Mitte« — und zog zumindest am Samstag alle Aufmerksamkeit auf sich.
Wenn er der längst verstorbenen, mythenumrankten Victoria Spivey ein Lied widmet, dabei die Akkorde auf seiner Telecaster-Gitarre »dreckig« anreisst, mit dem Fuss auf den Boden stampft und dazu nuschelig singt, dann hat das mit Perfektion wenig zu tun — aber rührt (zumindest am Samstag) die Fans an.
Echte und - soweit man das überhaupt beurteilen kann - ehrliche Blues-Emotionen gabs zu hören, und am Samstag hätten die begeisterten Zuhörer in der ausverkauften »Mitte« nach zweieinhalb Stunden Blues gerne noch mehr gehört.
Aber Louisiana Reds Frau und Managerin hatte ihrem Angetrauten vorsorglich die Fingerpicks weggenommen, auf dass er ja nicht auf die Idee käme, länger als die vertraglich festgesetzte Zeit zu spielen...
Die drei von »Blueskraft« erfüllten ihre erste Aufgabe als Anheizer hervorragend; die eher grossstädtisch orientierten Blues-Stücke kamen an. Jimmy Braun und Co. zeigten sich dann auch noch als Begleiter stilistisch versiert und ganz schön »auf Zack«: Ein paarmal mussten die Musiker im »Blindflug« starten und die Tonart, in der Red spielte, mit konzentriertem Blick auf dessen Gitarren-Griffbrett erraten. Das funktionierte prima; schon klar, warum Red die Reutlinger (wieder mal) lobt: »This is my band!«.
Die »Mitte«-Besucher quittierten die Vorstellung des Quartetts beim zweiten Konzert mit heftigem Applaus; die Schüler, die am Freitag wohl vom Pädagogen »zwangsverpflichtet« in den Gartenstrassen-Keller gekommen waren, zeigten weniger Interesse — Techno hätte wohl eher dem Geschmack der Pennäler entsprochen. (mpg)
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