»Candys Sax begeistert alle«, war meine Schlagzeile beim ersten Tübinger Konzert der holländischen Saxophonistin Candy Dulfer. Damals war das »Foyer« proppenvoll und die junge, aber ganz schön erfahrene Instrumentalistin gab ein dampfendes, mitreissendes Jazz-Funk-Konzert.
Auch diesmal ging die Tochter des in den Niederlanden sehr bekannten Jazzers Hans Dulfer recht heftig zur Sache. Balladeskes und wirklich langsame Stücke gab's bei ihrem Konzert im Zelt des »11.
Internationalen Tübinger Festivals« kaum zu hören. Mit sieben sehr routinierten Begleitern (Bass, Schlagzeug, Percussions, Gitarre, zwei Bläser, Keyboard) präsentierte die Saxophonistin — ebenso routiniert — im wesentlichen die Stücke ihrer aktuellen Platte »Big Girl« plus ausgewähltes älteres Material.
Im Vergleich zu »Saxuality« oder der hervorragenden »Sax-a-Go«-Platte von 1993 fällt auf, dass sich Candy dem Mainstream angenähert hat: Weniger Ecken und Kanten, dafür (für ihre Verhältnisse) recht einfache Arrangements und viele efffektvolle Show-Mätzchen, die bei den Fans ankommen.
Bei denen jedenfalls, die zuhören: Das Zelt an der Reutlinger Straße war nämlich nur rund zu einem Viertel gefüllt. Zusammen mit den anderen, allesamt vergleichsweise schlecht besuchten Zelt-Veranstaltungen lässt diese magere Resonanz den Schluß zu, dass das Tübinger Publikum unter anderen als optimalen Wetterbedingungen das Angebot nicht annehmen will.
Die, die nicht gekommen waren, taten was für ihre Gesundheit: Der Mann am Mischpult schob die Regler nämlich definitiv viel zu weit nach oben. Viel gefährlicher als die weit wummernden Bassschläge waren die kräftig überbetonten Höhen, die ätzend laut waren. Warum der Mixer an diesem Abend jegliches Mass vergass, bleibt offen. Jedenfalls wollten relativ viele Besucher nach kurzer Konzertdauer sich diese Saxophon-Dröhnung nur indirekt vor dem Zelt anhören. (mpg)
Montag, 15. Juli 1996
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