Der Einbruch kam ganz zum Schluss: Trampelten sich die Leute beim Auftritt von Dieter Thomas Kuhn oder Marla Glen beim »2. Tübinger Kulturzelt« noch fast auf die Zehen, hatten die »Selig«-Fans beim Abschlusskonzert viel Platz: Nur rund 400 Zuhörer kamen zum Abend mit Rockmusik made in Germany. Sollte sich die zurückliegende Festival-Häufung in den letzten Wochen doch aufs Engagement der Konzertgänger ausgewirkt haben?
Zu hören gab's — neben dem auch nach mehrfachem Hören immer noch recht speziellen Pop der Tübinger »Dead Poets Society« — den Deutsch-Rock der Band »Selig«. Und der Fünfer feierte mit dem Häuflein Fans eine kleine, aber ungemein atmosphärische Party: oben krächzte der enorm heisere Frontmann Jan, unten sangen viele Text-Kenner die Songs mit.
Nichts Neues brachten »Selig«, die seit etwa zwei Jahren die deutsche Szene bereichern: Der — im Vergleich zu anderen in deutscher Sprache textenden Bands — harte Sound zwischen dezentem »Grunge«, Seventies-Hardrock und Gitarrenorgien (sowie dem, was man landläufig ins Schublädchen »Crossover« tut), ist hinlänglich bekannt. Und reisst den unvoreingenommenen Zuhörer nicht gerade vom Hocker. Die Latte der US-Vorbilder, die ähnlich klingen (nur ein Name: »Rage Against The Machine«), ist lang — originell klingt bei »Selig« eigentlich gar nichts.
Aber das stark an der Vergangenheit orientierte Musik-Programm ist ohne Frage gut gemacht — als Gruppe musizieren die fünf »Selig«-Leute geschlossen und sehr gut aufeinander eingespielt. Und sie schienen — auch das ein Pluspunkt des Konzerts — noch wirklichen Spass am »Rocklife« und an Konzerten zu haben. (mpg)
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