Dienstag, 3. Dezember 1996

DJ Hausmarke: Gekonnt und perfekt

Im nachhinein haben sich Jürgen Eberhardt und Johannes Brügmann, die beiden Tübinger Plattenleger und »Depot«-Betreiber, wohl schon ein bisschen über sich selbst geärgert: Damit der Laden früher voll werde, erliessen sie auch am Samstagabend den Besuchern in der ersten Stunde das Eintrittsgeld.

Aus Sicht des Geschäftstüchtigen ein Fehler: Da hatte sich nämlich aus Stuttgart Dejott Hausmarke angesagt, Plattenkratzer bei den »Fantastischen Vier« und zudem noch ausgewiesener »Black Music«-Experte.

Und auch in Tübingen funktioniert noch das gute alte Star-Prinzip: Schon um halb elf war das »Depot« gut gefüllt — und als dann nach Mitternacht das gutgelaunte »fantastische Viertel« die Mischpultregler übernahm, gab's fast kein Durchkommen mehr: Gut 500 wollten Hausmarkes Platten-Mix hören.

Um's kurz zu machen: An den oft gehörten Gerüchten, Deejott mache mehr Schau, als daß er tatsächlich über landläufiges DJ-Können verfüge, ist nichts dran. Im Gegenteil: In seinem dreistündigen Set mixte der Stuttgarter nicht nur elegant Hardcore-HipHop (hauptsächlich Marke »Old school«) mit gängigem Dancefloor-Funkpop, sondern scratchte rhythmisch und funky, was die Rillen hergaben.

Das Ergebnis war dementsprechend: Dichtgedrängt tanzten sich die Tübinger Night-People den Schweiß aus allen Poren — das Party-Erlebnis war intensiv und ausgelassen wie in letzter Zeit nur ganz selten bei regionalen BlackMusic-Nächten.

Hätte er nicht dringend nachts um drei den Bus zu einem Live-Gig am Sonntag erwischen müssen — der locker und gelöst wirkende Hausmarke hätte wohl noch länger aufgelegt. Eins ist sicher: Sollten die »Fantastischen Vier« eines Tages nicht mehr sein — als Plattenkratzer wird Hausmarke dann wohl immer noch mit Erfolg arbeiten können. (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...