Jazzfunk (fast) wie aus dem Lehrbuch demonstrierten der niederländische Keyboarder Jasper van't Hof - in den 70ern mal durchaus zu den Innovationsfreudigen gezählt — in Tübingen. Von aussen betrachtet gab's nur wenig Unterschiede zum letzten Gastspiel des Jazzrockers und seiner aktuellen »Pili Pili«-Formation.
Die hochkarätige Besetzung war jetzt im »Sudhaus« dieselbe wie im »Foyer« vor zwei Jahren, selbst das Repertoire ähnelte sich über weite Strecken und doch hinterließ das lange Konzert des Derendinger Kulturzentrums zusammen mit dem »Jazz im Prinz Karl« einen komplett anderen Eindruck als das zurückliegende des »Zoo«.
Der Teufel steckt im Detail: Die Musik von »Pili Pili« ist nämlich zum Tanzen gedacht; wer im klammen Kinogestühl klebte, dem mußten damals die ständigen Hochgeschwindigkeits-Soli von van't Hof und Ausnahme-Funk-Bassist Frank Itt ebenso auf den Wecker gehen wie das monoton gleichförmige Dancefloor-Schlagzeugspiel von Ex-»Dissidenten«Mann Marlon Klein.
Und genau diese Punkte waren nun im »Sudhaus« dafür verantwortlich, daß dem dichtgedrängten, extrem bewegungsfreudigen und (logischerweise) recht begeisterten Publikum der Schweiß aus allen Poren rann und die Luft gegen Ende schier ausging: Der Keyboarder und seine Band (große Klasse Posaunistin Annie Whitehead und Saxer Tony Lakatos) ließen es »krachen«, wurden vom Publikum zusätzlich angefeuert — und lieferten so ein mitreißendes Jazzfunk-Konzert, bei dem die Spielfreude die doch stark abgestandenden Harmonien vergessen machte.
Den Groove-Fans im Publikum — und andere waren eh kaum da — war das ohnehin wurscht: Wer noch konnte, klatschte am Schluß frenetisch in die Hände. (mpg)
Freitag, 31. Januar 1997
Pili Pili: Hitziger Jazzfunk
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