Na ja — ein Stromausfall kann auch seine guten Seiten haben: Weil Andreas Dorau, vor einer Dekade schnellverlöschte helle Flamme der »Neuen Deutschen Welle«, zu später Stunde im Tübinger »Depot« gut 30 Minuten ohne »Saft« im Computer überbrücken mußte, liess er sich auf Frage-und Antwortspielchen mit dem Publikum ein.
So war zu erfahren, dass er »Musik schon lange nicht mehr gerne macht« und nicht gerne »Andi« genannt wird. Die Qualität anderer Fragen mussten starke Zweifel an der Funktionsfähigkeit mancher Fan-Hirne aufkommen lassen.
So gab's das recht ausgiebige Konzert — nach elend langer Wartezeit — halt nur in Häppchen zu genießen. Schon ganz am Anfang hatte Dorau (»Fred vom Jupiter« hiess sein allergrösster Hit) ein Sektglas über eine Steckdosenleiste gekippt; der dezent antiquierte »Atari«- Computer — das sowieso ein recht empfindliche Teil spielte an diesem Abend die musikalische Hauptrolle — erholte sich von dieser Strom-Schlappe den ganzen Abend über nicht mehr recht: Kaum hatte der Musik-Programmierer, der zusammen mit Dorau und einem Live-Schlagzeuger auf der Bühne, stand, das Sequenzer-Programm wieder hochgefahren, verabschiedete sich der Computer von neuem.
Die vielleicht 200 gnadenlos partywilligen Zuhörer haben diese Pausen offensichtlich weniger gestört als den Schlagersänger, der heute seine nur vermeintlich hintergründigen Tralala-Zeilen in zeitgemässen Discosound — Vierviertel-Gebummmere mit Drum'n'Bass-Geklappere und HipHop-Klischees — verpackt: Immer nervöser und schlechter gelaunt gab sich Dorau: »So etwas ist uns noch nie passiert. Scheiss Schwabenland, scheiss schwäbische Stecker!«.
Das Beste wird sein, er macht bei der nächsten Tour ums Ländle einfach einen großen Bogen. (-mpg)
Dienstag, 8. Juli 1997
Andreas Dorau: Unlustiges NDW-Sternchen
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