Das letzte Mal, als »Guru Guru« in der Gegend spielte, fanden wir wenig Gutes an dem Konzert. Jetzt war die definitiv dienstälteste aller Deutsch-Rock-Bands wieder in der Region zu Gast und diesmal gibt's keinen Verriss zu lesen, sondern dickes Lob: Mani Neumeier und Co. gaben nämlich am Donnerstag im vollen »Sudhaus« ein energetisches, abwechslungsreiches und sehr verspieltes Konzert.
Schon bewundernswert, wie es Mani Neumeier seit 1968 immer wieder mit sicherem Gespür für die Wellen des Zeitgeists versteht, »Guru Guru« am Laufen und im Gespräch zu halten.
Damals waren die »Krautrock-Schamanen« aus internationaler Sicht ein Kuriosum. Heute, wo im Zuge der Roots-Besinnung auch bei Goa-Freaks und Techno-Kids so etwas wie Traditionsbewusstsein eingesetzt hat, sind »Guru Guru« keine Exoten mehr, sondern gelten als sichere Garanten für abgedrehte Musik.
Kein selbstvergessenes »Gedudel« gibt's diesmal von den »Elektrolurchen« zu hören, auch kein nervend langes Schlagzeugsolo von Neumeier. Die neuen Songs der aktuellen CD »Moshi Moshi« spielen in dem langen Konzert (mit ausgiebig Zugaben) eine zentrale Rolle und niemand im altersmässig bunt gemischten Publikum hat was dagegen.
Knallharten Funkmetal, noch mehr R & B-Feeling, schräge Harmonien und Töne beispielsweise von einer indischen Nagaswaram oder »stinknormalen« Rockblues haben die vier »Gurus« da zusammengemischt.
Und präsentieren diese Mischung kein bisschen angestaubt, sondern frisch und deftig. Neumeier selbst — gerade ist er in Japan zum offiziellen »Master Of The Drums« ernannt worden - zeigt sich zunehmend immer lockerer, brilliert eine halbe Stunde vor Mitternacht gar mit astreiner »mouth perkussion«. Wenn »Guru Guru« dieses Niveau halten kann, dann gibt's nächstes Jahr zum 30. Geburtstag der Guppe vermutlich furiose Konzerte. (-mpg)
Samstag, 20. September 1997
Guru Guru: Diesmal kein selbstvergessenes Gedudel
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