Ein Ausnahmekonzert, selbst für die Bigband-verwöhnten Mössinger: Der Flügelhornist und Trompeter Ack van Rooyen, sonst unter anderem Mitglied des »United Jazz & Rock Ensembles« und einer der bekanntesten und berühmtesten Jazz-Bläser Europas, gastierte jetzt in der Aula des Quenstedt-Gymnasiums.
Der Holländer gab sich verbal witzig, unkompliziert und bescheiden, zeigte aber auf seinem Antik-Instrument — »Mein Urgroßvater hat's meinem Opa geschenkt, der gab's an meinen Vater weiter, und der hat's mir dann verkauft . . . — große Klasse: So zart und verhalten, dabei kein bisschen verwaschen oder indifferent hat man (nur ein ganz herausragendes Beispiel) Gershwins »My Man's Gone Now« selten hören können.
Van Rooyen war als »special guest« der hervorragend eingestimmten »Frankfurt Jazz Big Band« unter Leitung des Saxophonspielers und Klarinettisten Wilson de Oliveira gekommen — und die architektonisch wie akustisch feine Schulaula war bis auf wenige freie Plätze gefüllt.Die Frankfurter boten ein Programm mit bekannten und auch weniger populären Titeln George Gershwins, der im September 100 Jahre alt geworden wäre.
Und sie spielten die — jedenfalls aus Jazzer-Sicht — »ollen Kamellen« mit Verve und Swing in teils stark veränderten Arrangements, klangen dabei als Ganzes geschlossen und präzise, bestachen mit teilweise wirklich hervorragenden Einzelleistungen.
Zum Beispiel improvisierte Pianist Peter Reiter im Mittelteil von »I Got Rhythm« sehr intelligent und schön schräg, ohne dabei die Handschrift des früh verstorbenen »Nationalhelden« der US-amerikanischen Komponisten aus den Augen zu verlieren.
De Oliveira lieferte ein ums andere Mal sparsam-effektive Sax-Soli — und die personell leicht reduzierte Saxophon-Section der »Frankfurt Jazz Big Band« nach der Pause ein echtes Highlight: Da gab's in einem gekonnt arrangierten Medley verschiedener »Porgy & Bess«-Songs die komplette Sax-Familie — und nichts anderes als die — zu hören: Ganz neu, frisch und hochinteressant klangen da die längst zu Jazzstandards erkorenen Lieder der Volksoper.
Klar, daß selbst ein Star wie van Rooyen gerne und gutgelaunt mit solchen Allroundkönnern zusammenspielen mag. Auch selbstverständlich, daß die Bigband-Mitglieder sich nicht lumpen lassen wollten und ihr Bestes gaben. Und vollkommen logisch, dass alle von dem Mössinger Publikum heftigen Applaus gespendet bekamen.
Autor: Martin Gerner
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