Der Mann ist ein Rockstar der ersten Stunde, keine Frage. Eric Burdon, 60, ist mit den Beatles ebenso befreundet gewesen wie mit Jimi Hendrix und längst in der »Rock'n'Roll Hall of Fame« verewigt. Der künstlerische Werdegang Burdons, vor allem mit den legendären Animals und War in den Sechzigern und Siebzigern, ist in über 100 TV-Specials dokumentiert und besprochen.
In der Reutlinger Listhalle, wo der im britischen Newcastle geborene Sänger am Donnerstagabend gastierte, zeigte Burdon sich als harter Bühnen-Arbeiter ohne jegliche Allüren. Die rund vierhundert Fans zwischen 20 und 60 bekamen ein Hit-gespicktes, kompromissloses Rockkonzert im alten Stil zu hören - und damit das, was sie offensichtlich wollten.
Aber vor Burdon und seinen sehr guten New Animals halt leider auch eine dreiviertel Stunde lang die New Yorker Keyboarderin und Sängerin Rachel Sage samt Band. Sage und ihre Begleiter spielten zwar technisch gesehen ohne Fehl und Tadel, aber die mit larmoyanter Dramatik vorgetragenen Songs nervten auf Dauer. Und wollten in ihrer Künstlichkeit gar nicht zum knochentrockenen Rock von Burdon passen. Gut die Hälfte der Konzertbesucher flüchtete ins Hallenfoyer.
Burdon, dem man sein Alter kaum ansieht, kam, sang - und hatte gewonnen. »Don't Bring Me Down«, der Bluesklassiker »CC Rider«, der ja schon mit den alten Animals zum Riesenhit für Burdon wurde - und dann »When I Was Young«: Nach diesen drei Songs waren die Reutlinger längst in allerbester Laune, klatschten und sangen die Lieder mit. Und Burdon, der Showprofi, setzte dramaturgisch noch eins drauf.
Die Reutlinger Version von »We've Got To Get Out Of This Place« geriet elf Minuten lang, und dank hervorragender Soli von New-Animals-Gitarrist Dean Rustum und Keyboarder Martin Gerschwitz auch sehr gut. Die Fans dankten es mit jubelndem Beifall.
Mit seinen neuen Animals, die zum Teil gerade mal halb so alt sind wie der dreifache Großvater, spielt Burdon seit drei Jahren zusammen. Das Tour-Pensum, das die fünf absolvieren, ist nicht nur für einen alten Rock-Herrn beachtlich. Beim Reutlinger Konzert entstand kein Takt lang der Eindruck, dass da Miet-Musiker mehr oder minder gezwungen einen großen Star im Vordergrund begleiten würden.
Vielmehr lieferte eine gut eingespielte Band aus fünf unterschiedlichen Charakteren gute Rockmusik fürs Eintrittsgeld. Das zeigte sich auch beim Über-Hit »House Of The Rising Sun« ganz am Ende des Konzerts, und besonders bei »Don't Let Me Be Misunderstood«: Der swingende Offbeat-Groove dieses Songs klang in Reutlingen besonders elegant.
Dumpf und flach tönte es dagegen wieder mal aus den an sich nicht schlechten Lautsprecherboxen: Das Tontechnik-Personal bekam (wieder mal . . .) im Reutlinger Musentempel grundsätzlich keinen guten Sound hin, verschlimmbesserte die Sache noch mit zu viel Hall. Der erstaunlich schwache Besuch hat die Akustik nicht verbessert. Vom Sound abgesehen gab's sonst aber wirklich nichts zu motzen. Vielleicht kommt Herr Burdon ja zum 65. mit seinem Orgel-Kumpel Brian Auger wieder?
Samstag, 27. April 2002
Eric Burdon: Rocklegende ohne Allüren
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