Dienstag, 8. April 1986

The Top Of The Flops: Geschichten voll Horror

Einen Horrorfilm gab's auf der "Zelle"-Bühne zu sehen: "The Top of the Flop" - das sind Wolfgang Bruhns und Uli Haussmann aus Berlin — machten sich an das schwierige Unterfangen, eine Horrorgeschichte auf die Bühne zu bringen.
Daß das tatsächlich funktionierte, lag wohl an der herausragenden pantomimischen Fähigkeit der beiden; gesprochen wurde nämlich kaum. Unterstützt durch wunderschön harmonierende Licht- und Toneffekte erinnerte die Vorstellung wirklich mehr an Kino als an Theater.
Die Handlung ihres Stücks haben »Tho top of the Flop« aus verschiedenen Horrorfilmklassikern »zusammengebaut«. Schon die ersten Szenen, in denen »Dr. Frank« und sein Diener bei schaurig-dezentem Licht eine Hand aus einem Grab ausbuddeln, erinnern stark an Frankensteins Braut« von 1935. Später finden sich Szenen, die man aus anderen frühen Filmen über das künstliche Geschöpf kennt. Genau wie in Film versucht es, seinen Schöpfer umzubringen - dank der Mithilfe der Tochter des Wissenschaftlers erfolgreich.
Am Ende der Vorstellung steigt das Paar glücklich vereint durch das gotische Fenster in die Freiheit. Die Darsteller haben sich die alten Streifen sehr genau angeschaut: Die Masken, die Bewegungen, das Licht und der Ton - all das war deutlich an filmische Vorbilder angelehnt, selbst die Regie verzichtete auf theaterübliche Aneinanderreihung der Szenen und machte »Filmschnitte«.
Nicht ganz so gut wie die Umsetzung schien die Story; durch die vielen verschiedenen Zitate wirkte die Handlung manchmal zerrissen und war dann nicht mehr nachvollziehbar. Daß die Sache nur halb so amüsant ist, wenn man die Vorbilder nicht kennt, ist klar. Der Witz der beiden Darsteller und die abgerundete Perfektion der Vorstellung machten »The Top of the Flop« auch für Nicht-Kinofans zu einem Erlebnis. (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...