Mittwoch, 2. April 1986

Xero Slingsby: Musik-Spektakel

»Xero Slingsby and the works« boten am Samstagabend in der »zelle« ein in jeder Hinsicht erfreuliches Musik-Spektakel. Die drei Musiker (Saxophon, Baß und Schlagzeug) aus Leeds zeigten über eineinhalb Stunden lang, daß Impulse für die U-Musik eben immer noch aus England kommen.
Rockige Töne hörte man am Samstag kaum. Das, was die drei Musiker spielten, war einem Charlie Parker viel näher als den Rolling Stones. Die Musiker beherrschten ihre Instrumente so souverän. daß sie es sich leisten konnten, mal frech, mal ironisch verspielt andere Musiken zu zitieren.

So zum Beispiel bei der Verballhornung des Jazz-Standards »Softly as in a mornin' sunrise«. In "Paranoia" erzeugten die Musiker mit Rasseln, Klingeln, Sirenen und Hupen dichte Klangfelder, die den Titel des Stückes sehr gut wiedergaben.
Die manchmal fast unglaublichen technischen Fähigkeiten der drei Engländer, insbesondere an Bass und Schlagzeug, ließen das Publikum immer wieder staunen. Komplizierte Polyrhythmen ganz lässig gespielt, ein um seinen Kontrabaß tanzender Bassist, der sich dabei noch mit dem Mixer unterhält — das hat man in Reutlingen schon lange nicht mehr gesehen. Die perfekt gespielten ausgereiften Stücke und der Mut zur Improvisation machten dieses Konzert zu einem Glücksgriff für die »zelle«. (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...