Reichlich Vorschusslorbeeren bekam die "Volkszählungsrevue '87", was aber, wie sich jetzt in der Reutlinger »zelle« zeigte, viel Lärm um (fast) nichts war. Micha Batz, Achim Konejung und Horst Schroth übernahmen auf der Bühne die Rollen von drei Beamten, die dem Bürger »die Angst vor der Zählung« nehmen sollen.
Aus »Gründen des Datenschutzes« sollte man auch nur die Vornamen der drei distinguiert gekleideten Herren erfahren. Das kabarettähnliche Programm nahm, wie zu erwarten, die anstehende Zählung auf die Schippe, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvoll.
In einer TV-Runde mit dem Titel »Bürger fragen - Idioten antworten« stellte ein Moderator namens Zappel die Fragen, das Publikum bekam ein »counting equipment« zu sehen und das Zählerverhalten beim Besuch aller möglichen Leute demonstriert. In einem Lied verwandelt sich ein Reggae-Jünger in einen »Rastermann«und die Künstler waren »von Kopf bis Fuß auf Zählung eingestellt.«
Eine Modenschau sollte helfen, die »Zählermode 87« zu erkennen. Das alles war nicht sonderlich witzig oder künstlerisch - diese Art von Blödelhumor der anspruchslosesten Sorte kann man bei Mike Krüger professioneller erleben. Das Publikum war sich allerdings in der politischen Wertung des Kabarett-Gegenstands einig und applaudierte heftig - wohl eher gegen die Volkszählung als für das platte Programm.
Autor: Martin Gerner
Erstabdruck/Erstveröffentlichung: Reutlinger General-Anzeiger, 23. April 1987
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