Die LP wurde mit den bewährten Leuten eingespielt. Außer Georg und Alex Köberlein (Letzterer diesmal - laut Cover - »nur« Gesang) spielen Hansi Fink, Dieter Zimmermann und Rico Stehle (»Live«-Drums) mit. Heiner Reiff spielt Keyboards und bastelte an den Synthesizer-Sounds, und Riedel Diegel ist auf einem Stück mit seiner Mundharmonika zu hören.
Wer die letzte Grachmusikoff-Platte noch im Ohr hat, wird von »Dame oder Schwein« überrascht sein. Der Sound ist extrem keyboard- und elektroniklastig, die schwäbischen Texte sind (fast) ganz verschwunden. Gleichzeitig ist die Scheibe das produktionstechnisch wohl perfekteste Werk Grachmusikoffs.
Die vorsichtige Annäherung an Hitparaden-Klänge mag manchen stören — die Qualität der Songs leidet aber nicht. Vom Drei-Minuten-HerzSchmerz der zahlreichen Sangesduette (»Für immer und mich«) über die Probleme des Nord-Süd-Gefälles (»Fischkopf «) oder Gewohnheiten deutscher (gar schwäbischer?) Landsleute bis zur Feriendisco-Unterhaltung (»Korfu-Dance«) — Grachmusikoff nimmt vieles gekonnt auf die Schippe.
Die Satire im Text wird ebenbürtig durch musikalische Parodie gestützt. Da klingt's nach »Modern Talking« oder nach »Jazzpop« a la Sade (»Bohnentag«); die Technik wird witzig eingesetzt (etwa das Sample »essen« auf »Nimm soviel du willst«).
Und dass die schwäbischen durch hochdeutsche Gesänge ersetzt wurden, kann den Musikern eigentlich niemand verübeln: Nur so hat der Versuch, auch national erwähnenswerte Verkaufszahlen zu erreichen, eine Chance. »Dame oder Schwein« ist anders, gewöhnungsbedürftiger als andere Platten der Gruppe. Aber trotzdem
eine gelungene LP. (mpg)