Bells Spiel zeichnet sich zum einen durch eine schier unglaubliche Kraft und Expressivität, die man seinen kleinen Instrumenten gar nicht zugetraut hätte, aus. Auf der anderen Seite beließ er es nicht bei der herkömmlichen Spielweise der Mundharmonika: Er sang öfters durch seine »Bluesharp« und erzeugte mit schnellen Schlagbewegungen perkussionsähnliche Klänge.
Besonders schön — auch wenn sich manch eine heftig umworbene Zuhörerin errötend abwandte — war die Direktheit des Vollblutmusikers im Umgang mit dem Publikum. Das wurde in seine absolut überzeugende Vorstellung kurzerhand mit einbezogen; es gab kaum einen Titel, bei dem Carey Bell nicht die manchmal hautnahe — Kommunikation mit seinen Zuhörern suchte. Der »fabulous Bluestrain« aus dem Oberschwäbischen begleitete den Star des Abends zurückhaltend, aber gekonnt und exakt »auf den Punkt« gespielt. Schade nur, daß zu dieser hervorragenden Veranstaltung (wieder einmal) zu wenig Leute kamen: Lediglich ungefähr 60 Zuhörer fanden den Weg in die Gartenstrasse. (mpg)