Hier geht es um ein kleines Unternehmen, das seit nunmehr neun Jahren Platten herstellt, davon gut existieren und auf Notierungen in den Hitparaden trotzdem verzichten kann. Die Rede ist von »Demon/ Edsel Records« mit Sitz im langweiligen West-Londoner Vorort Brentford. Die Firma, die heute mehrere Unter-Labels besitzt, wurde im Januar 198O als »F-Beat-Records« gegründet. Seine Finger hatte damals Elvis Costello mit im Spiel, dessen Platten auch heute noch reichlich im liebevoll gemachten »Demon Book of Records« verzeichnet sind.
Anders als die Programm-Manager der großen Plattenfirmen müssen sich die drei Chefs von »Demon«, Andrew Lauder, Pete Macklin und Andy Childs, absolut keine Sorgen um Chartsnotierungen oder internationale Verkäufe machen: In jedem Landstrich Europas gibt es Freaks und Sammler, die eine Wiederveröffentlichung auf »Demon« mit Juhelgeschrei und einem Gang ins nächste Plattengeschäft quittieren.
Auf »Demon«-Platten gibt es fast jeden Stil zu finden: »The Nighttripper« Dr. John ist genauso vertreten wie etwa Aufnahmen von Clarence »Gatemouth« Brown, Johnny Copeland, Robert Cray, dem alten Rhythm'n'Blues-Mann T-Bone Burnett, alten Aufnahmen des inzwischen bekannteren Duke Robillard oder der legendären »Rockpile«-Formation mit Dave Edmunds, Nick Lowe, Billy Bremner und Terry Williams.
Die »Neville Brothers« aus New Orleans sind mit dem hervorragenden Live-Mitschnitt »Neville-ization« vertreten, genau wie Solomon Burke, George Thorogood und viele andere, deren Namen nur noch die engsten Sammlerkreise interessiert. »Demon Verbals« veröffentlicht Sprechplatten, unter anderem auch frühe Aufnahmen des US-Komikers Lenny Bruce. »Zippo Records«, ein weiteres Sublabel von »Demon«, kümmert sich mehr um amerikanische neue Gitarrenbands wie »The Replacements«, »The Long Ryders«, »Thin White Rope« oder »Green On Red«.
Auf »Edsel« erscheinen frühe Rock-und Soul-Sachen, wie etwa Platten der »Merseybeats«, den »Yardbirds«, »Sam & Dave«, Rufus Thomas oder »Big Brother & the Holding Company«. Rare Scheiben von Taj Mahal gibt's bei der englischen Firma genauso wie Klassiker von Doug Sahm aus Texas. Eine weitere Besonderheit im Demon-Katalog: »Hi Records« bringt fast ausschließlich die Werke des amerikanischen Soul-Sängers Al Green heraus.
Daß die kleine Firma doch recht groß geworden ist, liegt an mehreren Faktoren: Die Veröffentlichungszahlen (zehn LPs und drei CDs pro Monat) sind begrenzt; so geht keine Platte im Werberummel unter. Für Neuauflagen ist den Leuten von »Demon« nur die beste Band gut genug: »Wir versuchen auf jeden Fall das Original-Master zu beschaffen«, meint Andrew Lauder, manchmal bringen aber gut erhaltene Schallplatten den besseren Klang als beschädigte Studiobänder.
Daß die Plattenmacher auch Platten-Freaks sind, merkt man nicht zuletzt dem Programmkatalog an: Jede einzelne Platte ist in Farhe abgebildet und fachkundig kommentiert; das »Book of Records«, genau wie die Platten von »Demon« hier über den Teldec-Importservice erhältlich, ist alleine schon das Sammeln wert. (mpg)
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