Der Name Manfred Eicher ist Jazzfans in Deutschland — und nicht nur da — wohlbekannt. Der 45jährige Inhaber der Münchner Plattenfirma ECM, das steht für »Edition of Contemporary Music«, also »Edition zeitgenössischer Musik«, hat in 20 Jahren über 400 Langspielplatten produziert und auf seinem Label veröffentlicht. Das ist. verglichen mit großen Firmen oder auch mit anderen »Independents«, nicht besonders viel — um die reine Stückzahl geht es Eicher auch am allerwenigsten.
Schon von Anfang an, als der studierte Musiker (Geige und Kontrabaß) 1969 zusammen mit dem Münchner Plattenhändler Karl Egger ECM gründete und mit 16 000 Mark die erste Platte produzierte. war nämlich eines klar: Bei ECM geht's um Musik und nicht um Geld. »Es bedeutet wenig für mich, ob eine Platte Erfolg hat oder nicht«, sagt Eicher, der mit dieser Einstellung einer der wichtigsten Jazz-Produzenten geworden ist. Wobei »Jazz« die Musik, die auf Eichers Label seit 20 Jahren erscheint, nicht immer exakt charakterisiert. »Mich interessieren vor allem die lyrischen, die leisen Töne«, meint der Produzent — nicht wenige ECM-Platten eher der Kammermusik nahe als an amerikanisch geprägter Jazzmusik.
Nicht nur die ausschließlich künstlerisch orientierte Produktion, sondern auch das Fehlen von festen Künstlerverträgen unterscheidet die Münchner Mini-Firma von anderen: Verträge gibt es bei ECM nur für einzelne Projekte, der Chef sieht sich nicht als solcher, sondern als Partner der Musiker, der so wenig wie möglich reinredet.
Mit dieser Arbeitsweise kann man erfolgreich Platten machen, auch wenn die Konkurrenz das anfangs für unmöglich hielt. Die Stars von ECM, der norwegische Saxophonist Jan Garbarek, Chick Corea, Pat Metheny (der inzwischen bei einem anderen Label veröffentlicht) und vor allem Keith Jarrett unterstützen mit ihren Riesenerfolgen allein von Jarretts »The Köln Concert« wurden für Jazz-Verhältnisse sensationelle 1,8 Millionen Stück verkauft - unbekannte Musiker, die Eicher produzieren kann und auch will; schließlich sitzen bei den großen Firmen laut Eicher »immer weniger Leute, mit denen man über Musik sprechen kann«.
Seit Anfang der 80er gibt es neben der Hauptmarke ECM, auf der hauptsächlich improvisierte Musik veröf fentlicht wurde, auch die »New Series«, die »notierte Musik« unter die Leute bringt. »ECM New Series« widmet sich mit der gleichen Sorgfalt wie im Jazzbereich zeitgenössischen »ernsten« Komponisten und Musikern: Die Avantgarde-Musikerin Meredith Monk findet sich da ebenso wie Minimalist Steve Reich, der estländische Komponist Arvo Pärt oder auch der Geiger Gidon Kremer.
Neben der hohen musikalischen Qualität zeichnet sich das Münchner Jazzlabel durch tontechnische Höhenflüge aus, die ihresgleichen suchen: Vor allem die in Eichers Lieblingsstudio, dem »Talent Studio« in Oslo, oder die im Ludwigsburger »Tonstudio Bauer« aufgenommenen Platten zeichnen sich durch superbe Klangtreue und Durchhörbarkeit aus; keine Referenz-Plattenliste von HiFi-Testern, auf der nicht eine ECM-Produktion zu finden wäre. Demnächst gibt's mehr von ECM: Eicher will eine Filmfirma aufbauen, die ausgehend von der Musik entwickelt werden soll. (mpg)
500 von 5000
In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...
-
»Wer zum Teufel ist Axl Rose?« flachste ein bestens aufgelegter Wolfgang Niedecken, »wir haben Axel Büchel.« Widerspruch kam unter den rund ...
-
Eine Parodie des Clownseins, der Besuch einer Freundin, eine hinreißend komische Einrad-Nummer und noch einiges mehr bot der Clown Georgo Pe...
-
So ausdauernd waren die Tübinger Brasil-Fans schon lange nicht mehr: Bei der Afro-Brasil-Party war das »Foyer« selbst nachts um vier auf all...