Im Tübinger »Zentrum Zoo« in das die Veranstaltung — vermutlich wegen magerer Vorverkäufe — verlegt worden war, konnte man kaum Wegweisendes, noch nicht einmal besondere Eigenständigkeit hören.
Freeman selber bewies zwar seine ausgezeichnete Technik auf Tenor-, Alt- und Sopransaxophon, zeigte mit Computerklängen, die er via Saxophon abrief, daß er die rasante Entwicklung der Musikelektronik nicht verschlafen hat - seine eher unbeteiligte Phrasierung klang jedoch oft austauschbar.
Irgendwo zwischen dem Weichspül-Saxer Grover Washington und den Musikern des Cool Jazz lag sein Sound; die langsameren Stücke füllte Freeman mit langgezogen, oft wiederholten Linien.
Besonders bei den rhythmischeren Titeln zeigte sich die ausgezeichnete, vollprofessionelle Qualität der Bandmitglieder: Der 21jährige Chris Walker bewies am fünfsaitigen Baß große stilistische Beweglichkeit und rhythmische Präzision, ohne dabei beliebig zu werden. Sein 19jähriger Bruder Archie saß am Schlagzeug, vom Perkussionisten Norman Hedman effekt- und trickreich unterstützt. Der Schlagzeuger war die einzige Überraschung an diesem Abend: Sein extrem vielschichtiges Spiel trotzte nur so vor Energie, verlor dabei aber nie eine elegante Leichtigkeit, die Walker mit seiner ausgefeilten Beckenarbeit erzeugte.
Keyboarder Delmar Brown überzeugte nicht nur mit einfallsreichen Verzierungen des Gesamtklangs; bei einigen Titeln, darunter auch ein etwas anbiedernder Reggae (»Girl from the island«), war seine schöne, »soulige« Stimme zu hören.
Die Musik im Spannungsfeld zwischen coolem Jazz, Funk und Pop haben die fünf Musiker ohne Zweifel sehr gut gespielt. Aber das tun viele, und manche mit mehr persönlichem Einsatz — und origineller als Freeman und seine Gruppe. (mpg)