Über 400 Zuhörer waren gekommen, um die Sängerin und ihre Begleiter zu hören. Wer einen rein südamerikanisch geprägten Abend erwartet hatte, wurde enttäuscht. Bei der Musik des »Quinteto de Maria Joao« ist das typische Feeling zwar ständig vorhanden, aber nicht immer direkt hörhar.
Wenn die Joao Standards singt, ist sie nicht weit von amerikanischen Kolleginnen entfernt; am berührendsten ist sie, wenn sie ihre Stimme als Instrument henutzt. Maria Joao grollt in den tiefen Tonlagen fast erschreckend rauh, zirpt in höchsten Diskant-Tönen und ist zu fein abgestuften dynamischen Sprüngen fähig.
Die Sängerin ließ ihrer Gruppe enorm viel Raum: Immer wieder zog sie sich auf einen Stuhl hinter dem Bassisten, dem ebenfalls aus Portugal stammenden Carlos Bica, zurück und hörte ihren Kollegen einfach nur zu.
Was die vier exzellenten Instrumentalisten boten, überzeugte genauso wie die Leistung der Sängerin: Am unscheinharsten der Keyboarder Peter Walter, der dennoch harmonisch das Ganze zusammenhielt und dessen Soli knapp, aber gut waren. Der Saxophonist Martin Fredebeul spielt sein Altsax mit erdiger, rauher und fast schon kantig wirkender Phrasierung; auf dem Sopransaxophon gelangen ihm immer wieder weit geschwungene Melodienhögen, die in ihrer Zartheit und Intensität durchaus Vergleiche mit dem »Übervater« aller modernen Sopransax-Spieler, Wayne Shorter, nahelegen.
Der Bassist Carlos Bica und Michael Küttner am Schlagzeug waren für manche Üherraschungen gut: Die beiden spielten wie aus einem Guß und warteten mit einer breiten Ausdruckspalette auf ihren Instrumenten auf. Der eine gefiel mit weichem und dennoch immer exaktem und nie verwaschenem Baßspiel, der andere brachte das Kunststück fertig, neben dem Beat noch spektakuläre Betonungen zu setzen und den Grundrhythmus ständig und energiegeladen mit komplizierten Figuren auf den Becken zu umspielen.
Einziger Wermutstropfen hei diesem Konzert: Der Tontechniker war nicht auf der Höhe der anderen Mitwirkenden; er hatte die — zugegehenermaßen schwierige — Akustik nicht im Griff, so daß die Stimme von Maria Joao oft schrill klang und auch die Balance zwischen den einzelnen Instrumenten nicht immer stimmte. (mpg)