Einen »Film mit anderen Mitteln« erlebten die Teilnehmer an der Eröffnung der »Nürtinger Jazztage '94«: Der Reutlinger Künstler Volker Illi, Dozent an der Freien Kunstschule Nürtingen, zeigte mit seinen Schülerinnen und Schülern um Mitternacht ein Wahrhaft multi-mediales Performance-Projekt.
Fließende Schattenspiele an den Wänden des Kulturcafés »ProVisorium«, die Innenarchitektur als Projektions-Gegenstand, ein Film über den Filmprojektor, dazu Dias, Musik und collagierte Sounds live und vom Band - die rund 50minütige Schau war ein Fest für die Sinne und wurden von den Zuschauern im rappelvollen »ProVisorium« mit viel Beifall quittiert.
Die »Schattenhaut«, so der Titel des Projekts von Illi, geht auf eine Idee der Performance-Künstler Serge Le Goff (Frankreich) und Koho Mori (Japan) aus dem Jahr 1982 zurück. »Ephemerides« (sowohl "Tagebücher" als auch Bezeichnung für astronomische Tabellen) hat Le Goff seine Performance wortspielerisch genannt. Das visuelle Spiel mit der Vergänglichkeit des Augenblicks hat seine akustische Entsprechung im improvisierten Jazz - die Querverbindungen dieser mittlerweile fünften »Ephemerides« zum Musikprogramm sind klar.
Während draußen der Tübinger Laserkünstler Friedrich Förster die Veranstaltungsorte Kreuzkirche, ABC-Lichtspiele und »ProVisorium« verband, entführte die Gruppe um Illi die Zuschauer im Kulturcafe in eine mystische Schattenwelt, die sehr expressiv und mit dynamischen Bewegungen Film und Malerei mit Musik verband: Sogar den Performance-Titel machten Illi und Co. zu Musik - indem sie die Buchstaben in Papier stanzten und durch eine Spieluhr laufen ließen.
Am deutlichsten war die Verbindung zwischen Pinsel und Kamera in projizierten Licht-Bildern, die die Akteure mit Flüssigkeiten, Kratztechniken und allerei Gegenständen auf einer Glasplatte entstehen ließen.
Autor: Martin Gerner
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