Mittwoch, 23. November 1994

Fred Frith: Ausgefeilt

Gitarre mal ganz anders: Fred Frith und seine Kollegen Rene Lussier, Marc Howell und Nick Didkovsky zeigten den Tübinger »Foyer«-Besuchern, was man mit vier mal sechs Saiten alles anstellen kann.
Klar, dass Gitarren-Erneuerer Frith durch seine Zusammenarbeit mit John Zorn, Bill Laswells »Material« und Brian Eno über die Avantgarde-Zirkel hinaus bekannt - mit allerlei Gerät seine Telecaster bearbeitete. Ein Violinbogen, Metallteile und ein elektromechanischer Saiten-Erreger dienten dem 45jährigen für seine Krach-Experimente.

Überraschend aber, welch sensibel zurückgenommene Soundlandschaften er im Verein mit seinen Kollegen entwarf. Da war der Vierer oft nah am Klang eines klassischen Streichquartetts. Oder an einer mittelalterlichen Musikantentruppe: Formstrenge kombinierten die Gitarristen mit kräftig zupackender Rock-Spielweise und von Skalen und gängigen Rhythmen völlig losgelöster, schierer Lust am Krach.

Der war - man kennt's auch von anderen -  auf Papier notiert. Der Zufall hat bei Frith & Co. keine Chance: Was sich für manche wie ein heilloses Chaos angehört haben mag, ist ausgefeilt erdacht und minutiös gespielt. Die 200 Zuhörer im »Foyer« zeigten sich jedenfalls als Fans, hielten während den Stücken - wie vom Meister gewünscht - schön still und applaudierten ansonsten angemessen heftig.   (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...