Es kommt im Showgeschäft nicht eben häufig vor, daß sich ein Star auf der Höhe seines Erfolges von der Bühne zurückzieht. Genau das aber hat zur allgemeinen Verblüffung Hubert von Goisern vor, der mit seinen Alpinkatzen eine atemberaubende Karriere verzeichnen kann.
Der Osterreicher aus dem kleinen Dorf Goisern, eine der Galionsfiguren der neuen, unverkrampften Volksmusik, trat nach schwierigen Anfangsjahren eine richtig gehende Erfolgslawine los, und stieß sogar in New York auf offene Ohren. Seine Platten wurden Bestseller, seine Tourneen waren ausverkauft. Weil er sich nicht vereinnahmen lassen will, legt der Publikumsliebling nun erst einmal eine künstlerische Denkpause ein.
Hubert von Goisern, Sie hören auf. Keine Lust mehr?
Hubert von Goisern: Eigentlich schon noch, aber ich muß Abstand gewinnen und nachdenken über das, was passiert ist. Da hatte ich drei Jahre keine Zeit dazu. Ich möchte mich ein Jahr lang von der Bühne zurückziehen, Pause machen. Ich möcht' wieder für meine Kinder Zeit haben und fürs Bergsteigen, Reisen, Kanu fahren, Lesen, ich möcht' mein Haus herrichten. Ausserdem werde ich im Filmgenre als Komponist und auch Darsteller arbeiten. Drehbuchschreiben reizt mich auch.
Aufhören, wenn's am schönsten ist?
Hubert von Goisern: Ja. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir eh' nichts nachsetzen können, weil das so ein Kult mit uns geworden ist. Das ist schon ein bißchen ungesund .. . Du kannst nicht mehr unterscheiden zwischen deiner eigenen Stimme und den vielen, die von außen kommen. Der Druck von den Fans und der Industrie war enorm, wir haben ihm gut standgehalten. Jetzt noch eins draufsetzen? Ich möchte nicht was genauso Gutes machen, sondern etwas Besseres. Sonst interessiert es mich nicht.
Bleibt die Musik dann nicht nur ein kurzzeitiger Trend?
Hubert von Goisern: Ich habe keinen Einfluß darauf, was andere Leute damit machen. Wenn das Umfeld nur immer wieder die alten Sachen anhört, kann man mir nicht vorwerfen, daß es nichts Neues gibt. Mit Volksmusik ist viel passiert, seit ich angefangen habe. Es liegt nicht nur an mir, Ideen aufzugreifen. Da gibt's genug andere: Ringsgwandl, die Biermösl Blosn, Hans Söllner ... Ich bin da nicht der wichtigste Faktor, aber weil ich der kommerziellste bin, hab' ich auf breiter Ebene sicher viel bewegt.
Keine Angst vor Depressionen ohne Pop-Life?
Hubert von Goisern: Weiß nicht ... Ich bin einer, der auf seine innere Stimme hört. Wenn die sagt: Du musst wieder zurück auf die Bühne — dann geb' ich mir das wahrscheinlich auch. Aber ich bin ein sehr konsequenter Mensch, ich glaub' schon, daß ich die Pause durchzieh'.
Und das kurz vor dem Start in eine internationale Karriere?
Hubert von Goisern: Da kann ich schon nachsetzen. Aber keine Panik, das geht auch noch in einem Jahr. Wär' aber schon wichtig. Ich fühl' mich ein bißchen als Missionar, der den Leuten sagt: Schaut her, wir haben selber eine kulturelle Identität. Das ist genauso interessant wie umgekehrt. Ich höre mir ja auch gerne irgendwelche Afrikaner, Jamaikaner oder auch Russen an. Es ist einfach spannend.
Sind Sie ein Reisender?
Hubert von Goisern: Ja, ich mag diesen Zustand, irgendwo Geborgenheit zu finden, das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein. Ich bilde mir mit 41 nicht ein, daß ich schon alles weiß, daß es nichts mehr zu entdecken gibt.
Kommt nicht nach Bad Goisern, sagen Sie den Fans. Warum?
Hubert von Goisern: Ich bin geschädigt vom Fremdenverkehr. Wenn du heute eine Stunde brauchst, wo früher zehn Minuten reichten, weil alles mit Blechkübeln zugeschissen ist, dann ist es auch für Urlauber nicht mehr schön. Die Hoteliers entwürdigen sich, um das Haus zu füllen, und manche Städter treten dermaßen arrogant auf — wer glauben die eigentlich, daß sie sind? Und mit den Autos . . Zu Fuß ist es eh' am schönsten, da kannst du einen Ort richtig entdecken. Hektisch sind wir doch sowieso alle ständig unterwegs. Das muß doch nicht auch im Urlaub sein.
Interview: Martin Gerner
500 von 5000
In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...
-
»Wer zum Teufel ist Axl Rose?« flachste ein bestens aufgelegter Wolfgang Niedecken, »wir haben Axel Büchel.« Widerspruch kam unter den rund ...
-
Eine Parodie des Clownseins, der Besuch einer Freundin, eine hinreißend komische Einrad-Nummer und noch einiges mehr bot der Clown Georgo Pe...
-
So ausdauernd waren die Tübinger Brasil-Fans schon lange nicht mehr: Bei der Afro-Brasil-Party war das »Foyer« selbst nachts um vier auf all...