In sechs Tagen wird die Musikerin 25 Jahre alt - und hat doch schon mehr (und vor allem Üherzeugenderes) geleistet als viele andere. Nicht zuletzt ihr aktuelles Plattenwerk »Always« mit dem Bassisten John Patitucci und Dave Weck bestätigte, dass Zadeh so etwas wie eine pianistische Universalbegabung hat.
Wer von den dichtgedrängt sitzenden und stehenden Zuhörern üherhaupt einen Blick auf die Bühne werfen konnte, sah eine technische Fingerfertigkeit, die die Musikerin aus dem aserbaidschanischen Baku völlig unbehindert sämtliche Vorstellungen verwirklichen läßt.
Und die Fans sahen die Energie, mit der die schweissnasse Aziza den Steinway bearbeitete. Kleinmädchenhaft klingt das »Help me, it's too hot« - aber der aberwitzig schnelle Scatgesang zu dem Spiel der rechten Hand ist dann kräftig, warm, flexibel und mitreissend.
Zu hören gab's vom adaptierten Blues-Schema über volkstümliche Rhythmen ihrer Heimat bis hin zu in der europäischen Tradition romantisierten Passagen schlichtweg atemberaubende Klaviermusik, die sich allen Schemata entzieht.
Dazwischen faltet Azizah - scheinbar höchst erstaunt über den frenetischen Applaus der Fans - dankend die Hände, verzieht die kräftig übergeschminkten Lippen zu einem zaghaften Lächeln. Nur wenn sie musiziert, wirkt sie unbefangen und energisch — die direkte Kommunikation mit dem Publikum ist ihre Sache nicht.
Das hatte nach zweimal 30 Minuten Konzertdauer trotz der Hitze im »Foyer« noch nicht genug von Aziza Mustafa Zadeh. Die verbeugte sich artig vor den Zugaben und machte ganz zum Schluss zwar im Plauderton, aber mit sehr harten Worten ihrem Zorn über die widrigen Konzertbedingungen Luft. (mpg)