Samstag, 8. Juli 1995

Zap Mama: Stimmen pur

Schwarze Stimmen pur erlebten vielleicht 600 Konzertbesucher in der Tübinger Mensa Wilhelmstraße. Die fünf Frauen von »Zap Mama« sangen im Rahmen des »10. Internationalen Tübinger Festivals«. Und selbst anfangs noch sehr reservierte Zuhörer sangen nach einer Stunde mitreißender Vokal-Rhythmik und schlichtweg begeisternder Stimmen-Kunst lauthals mit.

Dabei präsentierte sich die in Brüssel beheimatete A-cappella-Formation um die Euro-Afrikanerin Marie Daulne nicht einmal in Bestform: Zwei Sängerinnen waren hörbar erkältet und hatten schwer zu kämpfen. Und trotzdem war's ein hervorragendes Konzert, ein witziges und auch vom theatralischen Aspekt her unterhaltendes noch dazu.



In einer Szene nahmen die »Zap Mama«-Frauen singend, brummend und ratternd Autofahrer aufs Korn, in einer anderen erklärten sie sehr komisch die Unterschiede zwischen US-amerikanischer, afrikanischer und europäischer Mentalität.

Und sie sangen einfach toll: Egal, ob afrikanisches Volksgut, Gospels, modernen Soul oder auch HipHop — das Quintett kann fast jeden Pop-Stil nur mit den Stimmbändern überzeugend darbieten.

Alle wechselten in Tübingen permanent zwischen »richtigem« Gesang und erstaunlich vielfältiger Geräuscherzeugung. Tiefes Schnattern, Brummen, Röhren, selbst Vogelgezwitscher: Bei »Zap Mama« kein Problem.

Und weil zu all dem noch lässige Improvisationskunst und eine stimmige Bühnenpräsentation kam, war das Publikum sehr angetan: Zwei Zugaben mußten die angeschlagenen »Zap Mama«-Frauen geben. (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...