»Die Erfahrung lehrt uns, daß sie das einzig Beständige ist . . . Alles fällt in sich zusammen, um als etwas Neues wieder aufzuerstehen«, teilt uns die Londoner Sängerin Anne Clark auf dem Beipackzettel ihrer neuen Platte mit.
Die Erfahrung hat den Rezensenten gelehrt, daß das vermeintlich Neue doch meist nur das Alte ist — und Anne Clark hat's bei ihrem Auftritt vor rund 500 Fans in der Tübinger Mensa Wilhelmstraße bestätigt: Auf textliche wie musikalische Tristesse war die Frau zu Hit-Zeiten Mitte der 80er abonniert — und dieselbe deprimierte (und deprimierende) Stimmung verbreitet sie jetzt auch.
Zwei Stunden lang stand Anne fast bewegungslos und rezitierte, wie man's von ihr kennt, in der immergleichen abwärts fallenden Sprachmodulation ihre Depro-Poesie. Selbst wenn sie sich, wie jetzt auf dem neuen Album »To Love And To Be Loved« geschehen, dem an sich nicht unerfreulichen Thema Liebe widmet, macht sie durch und durch einen traurigen, alleingelassenen Eindruck. Tristesse als Masche - schließlich sprach Anne Clark (bevor sie es jetzt in Tübingen sagte) auf ihrer aktuellen Tour 13 mal »I hate You all«.
Die Musik kommt an diesem Abend von fünf Begleitern, die die verbale Depro-Stimmung nach Kräften unterstützen. Selbst mittelschnelle Stücke mit ausgespielten Rhythmen schwelgen wie eh und jeh in düsteren Moll-Harmonien, hoffnungslos aufgeblasen und pathetisch wabern die »mystisch« klingenden Synthesizer-Klangwolken durch die Mensa.
Zu dieser Gleichförmigkeit kam die des lieblos programmierten Sequenzers: Weite Teile des Konzerts wurden von Kollege Computer beigesteuert — recht hölzern.
Dafür schmiß die Tourproduktion mit Licht um sich, daß es nur so aus den Computer-Scheinwerfern blitzte, blinkte und beamte — pausenlos und, im Verhältnis zur vergleichsweise kleinen Mensa, aus viel zu vielen Scheinwerfern. Sollte mit der aufwendigen Bleuchtung und der wummernden, ebenfalls kräftig überdimensionierten Tonanlage etwa von mangelnden Musik-Qualitäten abgelenkt werden? (mpg)
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