Warum die Fans auch in der »Brasil-Hochburg« Tübingen beim Sonder-Konzert mit Joao Bosco und seinem Trio wegblieben, weiß unter den Beobachtern so recht keiner. Fakt ist, daß — trotz langer Wartezeit — nur rund 200 Liebhaber der »Musica Popular Brasileira« beim »Zentrum Zoo«-Konzert im »Foyer« zuhörten. Schade.
Bosco, der in seiner Heimat spätestens seit Mitte der siebziger zur ersten Riege gehört und auch immer mal wieder in Europa auftritt, lieferte nämlich mit zwei Begleitern ein musikalisch äußerst fein ausbalanciertes Triokonzert.
Und er schlug mit seinen raffinierten Songs eine Brücke zwischen der rhythmischen und harmonischen Tradition seiner Heimat, dem Jazz und auch machmal verschiedenen »westlichen« Pop-Elementen.
Seinen eigenen Gesang und das exzellente, gefühlvolle Spiel auf der halbakustischen Gitarre umrahmten seine beiden Begleiter mal angemessen und sehr profihaft zurückhaltend, um dann wieder in gemeinsame Improvisationen zu dritt umzuschwenken.
Gitarrist Alexander Carvalho übernahm eher den harmonisierenden Part, Bassist Jamil Joanes den mehr rhythmischen. Besonders Joanes beeindruckte — sowohl am Sechssaiter-Elektrobaß wie auch an einer echten, fünfseitigen Bassgitarre — mit unbedingter, konzentrierter Präzision und federndem Feeling für die verschiedenen Brasil-Grooves.
Weil's eher in Richtung »Kammermusik«, wahlweise Liederabend ging, hörten die zahlreichen Landsleute Boscos dann auch vergleichsweise verhalten im klamm-kalten »Foyer« zu. Und klatschten zwischen den Stücken artig Beifall. (mpg)
Samstag, 11. November 1995
Joao Bosco: Feines Brasil-Trio
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